World of Warcraft – eine langjährige Sucht mit Folgen

Vergangenheit – Wie fing das alles an?

Wir schreiben das Jahr 2008, mein kleines dickliches Ich durfte an den Computer seines Vaters. Zuvor habe ich ihm immer zugeschaut, wie er zahlreiche Schlachten siegreich bestritten hatte. Wie gebannt saß ich neben meinem Vater auf einem Stuhl und feuerte ihn an. 30 Personen in einem kleinen Internet-Raum bestritten einen erbitterten Kampf gegen ein gigantisches Ungeheuer, welches mit Zaubern, Attacken und Sprüchen versucht hatte, sich gegen die 30 Mann zu wehren. Es war so fesselnd. Über lange Zeit hat mich nichts so gefesselt, außer vielleicht die Kindersendungen, die ich in dem Alter geschaut hatte.

Die ersten Schritte

Dann war es doch so weit, als mein Vater arbeiten war, hatte ich meine Mutter gefragt, ob ich das Spiel auch mal spielen dürfte, da sie dieses Spiel auch gespielt hat zu der Zeit. Erst war meine Mutter nicht von dieser Idee begeistert, doch schließlich durfte ich selbst ran! Es war eine schöne und einfache Zeit, mit vielen Lern- & Spaßerlebnissen. Wie ich jedes Mal gestorben bin, bis man mir gesagt hatte, dass ich eine falsche Waffe anhätte, oder ein falsches Rüstungsteil. Dies ging ungefähr ein Jahr – ein Jahr voller Lernen, Verstehen und Üben. Dann hat mich das Spiel in seinen Bann gezogen, immer, wenn mein Vater arbeiten war, durfte ich ran. Da das Spiel monatlich 14.99 € kostet, konnte ich mir nicht einfach so einen Account erstellen und unabhängig von meinem Vater spielen.

Die Sucht beginnt

Es verging Stunde um Stunde, der Fernseher blieb aus. Dies dauerte so lange, bis ich das Spiel dann gemeistert hatte und dieselben großen Schlachten schlagen konnte wie mein Vater. Über die Jahre habe ich in dem Spiel sehr viel Zeit verbracht. Bis ich circa 14 war, nur auf dem Account meines Vaters. Dann war es so weit! Ich durfte mir mit Erlaubnis meiner Eltern, in meinem eigenen Zimmer, mit meinem eigenen Rechner einen Account erstellen und das selbst spielen. Ich habe dann nochmal circa 20 € ausgegeben, um überhaupt meine Charaktere vom Account meines Vaters auf meinen zu transferieren.

Folgen der Sucht

Aber die Sucht hatte Folgen, ich habe meine Freunde viel seltener gesehen, habe wenig in der Schule aufgepasst und war generell lustlos, etwas anderes zu machen als WoW zu spielen. Natürlich hatte ich in WoW auch Freunde und eine Gilde, auf die man sich verlassen konnte, allerdings stieß das mächtig mit meinem echten Leben zusammen. Ich ging zu selten raus, wurde dicker und war einfach nicht motiviert. Dies spiegelte sich in meinen Noten auch wider.

Einsicht ist der erste Weg zur Besserung

Dies ging auch einige Jahre so weiter, bis ich mich in der 9. bis 10. Klasse von WoW verabschiedet habe, und mich um meinen Schulstoff gekümmert habe. „Irgendwie muss man ja im Leben was erreichen“, dachte ich mir. Es war sehr hart mit WoW aufzuhören und mein Schulstoff aufzuholen, aber ich habe es geschafft. Als ich dann meinen Realschulabschluss in der Tasche hatte und es generell gut lief, habe ich WoW dennoch vermisst. Meine Noten waren besser und auch im Berufsalltag konnte ich mich sehen lassen. Als ich die Ausbildung zum Fachinformatiker für Anwendungsentwicklung angetreten bin, habe ich fast zeitgleich auch mit dem World of Warcraft spielen wieder angefangen.

Eine Rückkehr zu WoW – nur anders!

Ein jahrelanger Freund von mir hat mich drauf aufmerksam gemacht, dass es wohl wieder richtig Spaß macht. Ich wollte mir das ansehen, die Neuerungen selbst erleben. Nur dieses Mal lief alles anders, ich wollte nicht mehr von dem Spiel „süchtig“ werden, alles vernachlässigen und wieder in das Loch abstürzen, in dem ich vor ein paar Jahren war. Mein Rhythmus war klar! Ich konzentriere mich auf meine Ausbildung und Schule und ziehe die „WoW-Zeit“ von meiner Freizeit ab. Natürlich habe ich auch meine Real-Life Freunde wieder öfters gesehen und das blieb auch dabei. Ich wollte nicht mehr, dass World of Warcraft mein Leben in Gewahrsam nimmt.

Der heutige Stand

Heute bin ich im dritten Ausbildungsjahr zum Fachinformatiker und habe es geschafft die Sucht, zumindest zum größten Teil, zu besiegen. Ich besitze auf meinem Account nun mehr als 20.000 Stunden Spielzeit über den Zeitraum von 13 Jahren. Allerdings hat sich vieles geändert. Ich spiele nur noch, wenn ich wirklich die Zeit und Lust auf dieses Spiel habe, es ist immer noch ein fester Bestandteil meines Lebens, nur lasse ich mich nicht mehr davon auffressen. Ich habe ein soziales Leben, übe regelmäßig für meine Arbeiten, konzentriere mich auf Arbeit & Schule.

Fazit & Tipps für Bekämpfung einer Sucht

Ich kann euch ein paar Sachen mit auf dem Weg geben, wenn ihr in einer ähnlichen Situation steckt wie ich früher. Erstens, vernachlässigt nie eure schulische Laufbahn, berufliche Laufbahn oder euren Kontakt zu Freunden & Familie. Zweitens, ihr müsst nicht mit dem Spiel aufhören, ihr müsst euch nur mental einreden, dass ihr euch keinen Stress in dem Spiel machen müsst, dass ihr jetzt nicht unbedingt zocken müsst, dass ihr auch mal ein, zwei Tage darauf verzichten könnt, und die wichtigste Sache, die ihr euch merken müsst. Lernt für eure Schule oder Arbeit! Lasst kein Spiel euch euer Leben entziehen.

Azurro (Pseudonym)

Print Friendly, PDF & Email