Bock auf Blog? – Nein, danke.

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Jemand bloggt übers Bloggen – Ironie wie sie im Buche steht, oder doch nicht so ganz? Letztendlich soll man ja beim Bloggen seine Gedanken zum Ausdruck bringen, ob dies in Kombination mit Informationen, einer gewissen Art an Comedy und Unterhaltung passiert oder einfach nur eine Darstellung von Gedanken der schreibenden Person ist, steht dabei eher im Hintergrund. Und mich bewegt nun mal gerade das Thema Bloggen. Weil ich mich seit langer Zeit mit einzelnen Personen des öffentlichen Lebens oder einem bewegenden Thema auseinandersetze und mein Wissen teilen, gar zur Diskussion anregen will? Nein, ich muss eine Aufgabe für die Berufsschule erledigen (juhu!). Mit diesem Auftrag schreibe ich jetzt auf diesem Lenovo Office PC, der vermutlich irgendwo aus der Amtszeit von Gerhard Schröder stammt, einen Blogeintrag für die Schulhomepage.

Aber genug vom Vorgeplänkel, kommen wir zur eigentlichen Frage – Warum einen Blog mit leicht verächtlichem Unterton über das Verfassen und Konzept von Blogs schreiben? Warum ich einen Blog schreibe, habe ich ja netterweise schon in der Einleitung erklärt, aber woher kommt diese Abneigung gegenüber Blogs? Ich dachte, ich arbeite das ganze Mal ein wenig aus.

1. Zeitverschwendung

Die Ersteller kleinerer Blogs machen sich Mühe, ihren Blog möglichst ansprechend zu gestalten, um möglichst viele Leser dazu zu animieren, den Blog weiterhin zu verfolgen. Die ein oder andere Privatperson verschwendet hier lediglich seine/ihre Zeit eine weitere Online-Darstellung der eigenen Person aufzubauen und zu formen (vor allem bei persönlichen Blogs). Dass dieses Verhalten in Zeiten von Social Media quasi alltäglich ist, heißt bei weitem nicht, dass es zur Vitalität eines menschlichen Geistes beiträgt, ganz im Gegenteil. Diese dutzenden Stunden, die liebevoll zugebracht werden, das eigene Selbstbewusstsein und Selbstbild zu verzerren und allmählich zu zerstören, hätte man auch durchaus sinnvoller investieren können (gleiches gilt im Übrigen für das Lesen von Blogs). Hat man das Laster Online-Blog erst einmal hinter sich gebracht, stellen sich einem natürlich viele Fragen. Was machen, mit der neu gewonnenen Zeit? Vielleicht etwas mit wirklichem Mehrwert lesen, statt Info-Blogs das ‚Rohmaterial‘, also die Quellen der Blogeinträge lesen und sich eine eigene Meinung bilden, statt geblendet von großen Schlagworten und gezielten Formulierungen eine Marionette seiner selbst werden, den eigenen Geist mit Texten von Nietzsche, Kant und Marx bilden, oder eben Ballerspiele spielen. Du hast nun die Qual der Wahl!

2. Design und Designfehler

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Linksbündig, zentriert oder doch lieber im Blocksatz? Obacht beim Aufbau des Blogs! Ein kleiner Designfehler und deine Leserschaft halbiert sich. Ein ansprechendes Design ist das Alpha und Omega der ‚Bloggerkultur‘, denn die Konkurrenz ist groß. Es wird ein gut durchdachtes Design gebraucht. Etwas, was ins Auge fällt, aber übersichtlich ist, um die Leser nicht zu verwirren und sie auf der Seite zu halten. Also was machen? Richtig. Eine Schriftart, die ihresgleichen sucht (im Optimalfall Comic Sans) in Kombination mit möglichst unpassenden und lizenzfreien Stock-Bildern – zack‘ fertig, Erfolg.

Wichtig:  Bloß keine Kommata oder Sätze mit mehr als zehn Wörtern verwenden, dies verwirrt den wilden Leser nur und lenkt ihn von dem eigentlichen Highlight im Blog-Dschungel ab: Deine Person.

3. Das ist der (falsche) Weg

Einen fachbezogenen Online-Blog starten und mit Werbung Geld verdienen? Das will ich! Einen YouTube-Kanal eröffnen und über Nacht zum Influencer-Gott mutieren. Da seh‘ ich mich. – Viele Blog-Verfasser haben eine falsche (Achtung, Wertung!) Motivation, die sie zum Schreiben bewegt. Dieser Abschnitt wendet sich wieder hauptsächlich an die Verfasser eines persönlichen Blogs, gilt aber gleichermaßen für alle, die ihrem fachbezogenen Online-Tagebuch mehr als eine Prise eigener Meinung zur Buchstabensuppe, die sie ihren Blog taufen, hinzufügen. Denn: Die Intention ist der wohl wichtigste und problematischste Punkt in diesem Augenschmaus von Aufzählung. Hier ist es ganz egal, ob ich einen persönlichen- oder fachbezogenen-Blog schreibe, das Ganze in Schrift, oder Videoform festhalte und in voller Bandbreite zum Konsum freigebe – auf den Willen kommt es an. Wer einen augenscheinlich fachbezogenen Blog mit lauter wertenden Begriffen verziert, nur um potenzielle Leser von seiner eigenen Meinung zu überzeugen, um das magere Selbstwertgefühl etwas aufzubessern, sollte doch bitte die Finger von der Tastatur lassen. Wer stattdessen das Ziel hat ohne irgendwas gelernt zu haben über Nacht reich zu werden und als Kim Kardashian 2.0 durchstarten will, wird relativ schnell in eine eher ernüchternde Realität zurückgeholt.

4. Zurück in die Zukunft Realität

Wie in Punkt 1 dieses Eintrags bereits gelesen, gehört Selbstdarstellung zu den wohl beliebtesten Internet Phänomenen der 2020er Jahren. Das heißt: Die Konkurrenz ist groß. Mal abgesehen von einem USP, der einen von den Mitbewerber*innen abhebt, braucht es vor allem eins – Geduld und Beständigkeit. Denn bloggen geht nicht zack‘ zack‘, bloggen dauert seine Zeit. Die Aufmerksamkeitsspanne der Leute ist kurz. Wenn sich jemand dazu erbarmt deinen Blog zu lesen, und der Person gefällt, was sie liest, braucht es Regelmäßigkeit, sonst gerät das ganze wieder in Vergessenheit. Und selbst wenn, wird es nicht gerade leicht eine Leserschaft aufzubauen, um auch nur ansatzweise vom Blogging leben zu können. Darüber hinaus ähnelt der erhoffte Karriereaufschwung ohne Können, Kontakte oder Skandale dann häufig eher einer Rezession. Also: sollte man auf Selbstdarstellung und schnellen Ruhm aus sein, würde ich statt einem Internet-Blog eher empfehlen sich bei ‚Germany’s Next Topmodel‘ von Heidi Klum die Füße eincremen zu lassen oder beim ‚Supertalent‘ mit verbundenen Augen Blockflöte zu spielen, dann klappt’s auch mit dem Erfolg – ganz sicher!

Das Ende vom Lied

Auch wenn gewisse Personen Blogs nicht gutheißen, heißt das nicht, dass du keinen Blog schreiben solltest, denn das Schreiben eines Blogs hat auch durchaus Vorteile, wenn man mit dem richtigen Mindset an das Ganze herangeht. Du willst einfach mal deinen Kopf freikriegen? Du möchtest anderen mit deinen Erlebnissen helfen? Dich künstlerisch ausleben? Deine Eindrücke teilen und mit anderen Gleichgesinnten austauschen? Deine Deutschnote hängt davon ab? – Wie du siehst, gibt es viele gute Gründe dafür einen Blog zu schreiben. Findest du dich in einem dieser Gründe wieder? Dann ist es vielleicht doch eine Überlegung wert, sich in das Abenteuer Internet-Blog zu stürzen. Solltest du auf Selbstdarstellung und Bestätigung aus sein, bist du dann vielleicht doch besser mit einem Instagram Profil oder einem handelsüblichen Tinder Account beraten. Also, es liegt in deiner Hand! Schreiben oder nicht schreiben, hochladen oder ganz privat als Tagebuchersatz, ganz egal. Die Frage, die sich jedoch weiterhin stellt, ist, wer denn eigentlich Bock darauf hat.

Mit freundlichen Grüßen

 

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