Warum ich aufgehört habe Call of Duty zu spielen

Ich und Call of Duty

Bevor ich jetzt anfange über Call of Duty zu reden, will ich erstmal eine Kleinigkeit zu mir erzählen und was ich mit der Spieleserie zu tun habe. Ich persönlich zocke schon seit vielen Jahren. Alles hat mit einem Gameboy Advance und Yoshi’s Island angefangen. Es ging weiter mit Nintendo-Klassikern wie Super Mario und Pokémon und es war schnell klar, dass ich im Verlauf meines Lebens oft mit dem Zocken zu tun haben werde. Kurzgesagt, ich bin ein Nerd.  Irgendwann kreuzte sich mein Weg mit der Spieleserie Call of Duty mit dem Titel Modern Warfare 3. Ich konnte nicht wirklich was mit dem Spiel anfangen – was auch zu einem großem Teil Schuld meiner damaligen Freunde war, die nicht wirklich freundlich mit Anfängern umgingen – und habe mich noch nicht wirklich um die Serie gekümmert. Erst mit dem Titel Black Ops II habe ich gelernt die Spieleserie zu lieben. Ich habe mehrere hunderte Stunden in diesen und andere Teile der Serie gesteckt.

Bevor ich jetzt anfange, will ich noch kurz klarstellen, dass ich mich ausschließlich nur auf den Mehrspieler beziehe. Der Story- und Zombiemodus sind immer noch Erfahrungen, die gute Unterhaltung bieten können. Streng genommen habe ich sogar zwei mal aufgehört gefallen an der Spieleserie zu finden. In den letzten Jahren kam der Trend der Lootboxen innerhalb der Spieleindustrie auf. Kurzgesagt sind Lootboxen eine Möglichkeit zufällige Sachen in einem Spiel freizuschalten. Dies kann von einfachen Aussehensveränderungen, sogenannten Skins, bis hin zu besserer Ausrüstung gehen. Gerade bei mir, der in Videospielen von chronischem Pech verfolgt wird, sorgen Lootboxen für einen Brechreiz, wenn ich mitbekomme, dass sie in einem Spiel auch nur vorhanden sind. Am schlimmsten ist es, wenn eben diese Lootboxen für Geld erworben werden können und spielerische Vorteile bringen. In Call of Duty wurden auch diese Lootboxen eingeführt und als dies der Fall war, habe ich das erste Mal das Interesse an der Spieleserie verloren.

Das neue Monetarisierungssystem

Im Jahre 2019 kam Activison, der Publisher von Call of Duty, auf die Idee diese Lootboxen durch das Battlepass System und einfache Microtransactions zu ersetzen. Dazu kam als Feature dazu, dass die Spiele nun plattformübergreifend spielbar sind. Da viele meiner aktuellen Freunde auf einer Playstation spielen und ich auf dem PC, war dies auch ein Grund mir den Ableger von 2019 (Modern Warfare 2019) zu kaufen. Als ich mir den Teil zugelegt habe, hatte ich sehr viel Spaß mit dem Spiel. Ich habe viel Zeit mit meinen Freunden in diesem Spiel verbracht. Oberflächlich schien alles perfekt mit diesem Spiel: Eine überarbeitete Engine, die dieses Spiel extrem gut aussehen ließ, Crossplay, was das Spielen mit jedem möglich macht und ein Monetarisierungssystem was im Vergleich zu Lootboxen extrem fair ist.

Das Engagement Optimised Matchmaking (EOMM)

Aber wie schon angedeutet, ist die Umsetzung von Activision nur oberflächlich gut. Activision dachte sich, wenn wir denen schon etwas gutes servieren, müssen wir den Spielern zumindest noch einmal drauf spucken. Nach einiger Zeit habe ich gemerkt, dass die Spiele aufgrund von immer besseren Gegnern, immer schwieriger wurden. Dies ging so weit, dass ich erst die ganzen Herausforderungen, die mir das Spiel stellt, nicht mehr machen konnte. Irgendwann waren die Gegner so gut, dass ich sie auch mit meinem normalen Spielverhalten nicht mehr überbieten konnte. Dabei wird nicht von einzelnen Matches geredet, sondern von mehreren hintereinander. Tatsächlich war ich nicht der Einzige, der mit diesem Problem zu kämpfen hatte. Auf Youtube haben sich viele Call of Duty „Veteranen“ über das Spiel beschwert, weil sie genau die gleichen Probleme wie ich hatten. Im Endeffekt hat das Matchmaking dafür gesorgt, dass ich das Spiel deutlich weniger gespielt habe, als es für Spiele in dieser Preisklasse üblich ist.

Als das nächste Call of Duty in 2020 (Black Ops Cold War) rauskam, hatte dieses Matchmaking seinen Höhepunkt erreicht und die Spieler im Gegnerteam wurden so unglaublich gut, dass es unmöglich war das Spiel zu spielen. Gleichzeitig wurden die Teammitglieder immer schlechter. Da viele Mitglieder der Call of Duty Community schon länger dabei sind, wurden Nachforschungen von diversen Youtube-Größen gemacht, um das Matchmaking besser zu verstehen. Ursprünglich, also zu Call of Duty 2019 Zeiten, wurde angenommen, dass das Matchmaking einen nach seinen Fähigkeiten mit anderen Spielern mit ähnlichen Fähigkeiten verbindet. In 2020 ist allerdings rausgekommen, dass das Matchmaking versucht die Spiele so zu manipulieren, dass man ein bestimmtes Win-Loose-Pattern bekommt. Dieses Pattern soll dafür sorgen, dass man mehr am Stück spielt, damit man für „den einen Sieg“ spielt. Im Endeffekt entscheidet das Matchmaking im Voraus, wer das Spiel gewinnt.

An sich klingt dies nicht nach etwas, was großen Einfluss auf die bewusste Spielerfahrung haben sollte. Das tut es für den Otto-Normal-Verbraucher auch nicht. Wenn man jedoch etwas besser als der Durchschnitt ist, merkt man richtig, wie das Spiel dir eine Niederlage reindrücken will. Durch die Activision API konnte man mal nachgucken, wie gut die Gegner waren (Inzwischen wurde dies deaktiviert, damit man das System nicht mehr so einfach umgehen kann), und man konnte feststellen, dass die Gegner immer besser wurden und dass das Team immer öfter aus Kartoffeln besteht. Ab und zu bekommt man dann mal einen Knochen hingeschmissen und das komplette Match besteht aus Kartoffeln. Das hat für mich nichts mehr mit dem Ausgleichen von Spielen, also einem Skill basiertem Matchmaking (SBMM), zu tun, sondern mit Manipulation. In der Community wird diese Art von Matchmaking auch Engagement Optimized Matchmaking genannt. Ich bin das erste mal durch dieses Video auf das Thema aufmerksam geworden.

Kommunikation zwischen Activision und der Community

Auch wenn die Tatsache dieses Matchmakings an sich schon eine so große Frechheit ist, und ein Grund wäre das Spiel nicht weiter anzufassen, legt Activision noch einen drauf. Wenn man das Thema Matchmaking auf dem offiziellen Call of Duty Subreddit anspricht, wird auf das Thema nicht eingegangen und der Post wird gelöscht. Dazu kommt, dass die Community Manager von Call of Duty, also Menschen, die dafür eingestellt wurden mit der Community zu kommunizieren, jegliche Kommunikation lieber mit einem Block beantworten. Grenzt meiner Meinung nach an Zensur, aber wer bin ich schon, um das zu beurteilen.

Allgemein ist der Support von Activision mehr als mangelhaft. Neben dem normalen Mehrspieler, gibt es noch kleinere Spielmodi, in denen man auch Sachen freischalten kann. Ein Spieler hatte das Problem, dass sein Vorschritt auf 0 zurückgesetzt wurde, nachdem er einen großen Teil eines anderen Spielmodis freigeschaltet hat. Nach einer langen Wartezeit, um sich mit dem Support zu verbinden, wurde sein Spielstand nicht auf den erspielten Zustand zurückgesetzt, sondern ihm wurden 2 Doppel-XP-Tokens angeboten. Ihm wurde also als Ausgleich für das komplette zurücksetzen vom Account etwas angeboten, was den Fortschritt für 2 Stunden beschleunigt. Man könnte sagen, dass Activision deinen Kontostand löscht und dir mit einem großem „Ist nicht mein Problem“ 10 Euro als Wiedergutmachung da lässt. Der Youtuber „NerosCinema“ hat ein ganzes Video über diesen Vorfall gemacht.

Fehlende Inhalte und ein langweiliges Spiel

Das Fortschreiten und das Freischalten von und für Gegenstände ist in diesem Spiel auch so gestaltet, dass es nicht Spaß macht das Spiel zu spielen, sondern eher nervt. Es ist unnötig zeitaufwendig und zugleich sehr eintönig. Das Eintönige kommt halt auch einfach daher, dass dieses Spiel einfach nichts zu bieten hat. Die Spieleserie Call of Duty ist für 6 gegen 6 Matches groß geworden. Und für genau diese Art von Spielmodi, kam Activision auf die Idee ein Spiel mit nur 8 Karten zu veröffentlichen, von diesen Karten waren bereits 4 in der Beta vorhanden. Klar, jetzt (Januar 2021) kamen insgesamt 3 Karten für relevante Spielmodi (also die klassischen 6 gegen 6 Spiele) dazu. Von diesen sind 2 jedoch Remakes aus alten Call of Dutys, welche also nichts neues sind, und die letzte neue Karte ist eine zu komplizierte Karte, welche also eigentlich unbrauchbar ist. Das Traurigste ist dabei, dass die Remakes alter Karten die besten Karten im Spiel sind, da die neuen Karten einfach schlecht designt sind.

Dazu kommt, dass die auswählbaren Ausrüstungen ebenso wie die Karten sehr mager gehalten wurden. Wenn man jetzt noch das eben beschriebene Matchmaking in Betracht zieht, ist mindestens die Hälfte davon nicht mal nutzbar. Es ist klar, dass die eine Ausrüstung besser ist als andere, das liegt einfach in der Natur von Vielseitigkeit, aber in diesem Spiel sind die Unterschiede so groß, dass man das Benutzen der schlechten Ausrüstung schon als „Trolling“ bezeichnen kann. Also haben wir hier ein Spiel, das der Unterhaltung dienen soll, das einfach so eintönig ist, dass man auch einfach ein Spiel aus 2009 spielen kann und mehr Unterhaltung erlebt.

Mit Absicht schlecht gebalanced?

Aber wo wir gerade beim Thema Balancing waren. Seit Call of Duty 2019 gibt es eine kostenlose Battle Royal Variante, genannt Warzone, von Call of Duty. Diese ersetzt nicht die „normale“ jährliche Spieleserie, sondern existiert nebenher. Warzone vereint die Inhalte von den jährlichen Call of Duty Teilen, also bis jetzt die Inhalte von Call of Duty 2019 und 2020. Bei der Einbindung von Call of Duty 2020 wurden die Ausrüstungen 1 zu 1 übernommen. Das Problem dabei war, dass die Ausrüstungen von Call of Duty 2020 für ganz andere Zahlenwerte angepasst waren. Das führte dazu, dass die Ausrüstung aus dem neueren Call of Duty einfach übertrieben stark waren. Anstelle, dass ein Hotfix zum Beheben dieses Problems erstellt wurde, wurde das Problem erst mit dem nächsten Patch behoben. Der Unterschied besteht darin, dass ein Hotfix schnell ist und nur kleine Änderungen mit sich bringt. Ein Patch hingegen dauert etwas länger, bringt aber meist größere bzw. mehrere Änderungen mit sich. Warzone befand sich deshalb für eine ganze Zeit in einem Stadium, indem man auch nur einen kleinen Teil der Ausrüstung verwenden konnte. Demnach wurde Warzone, was für seine Vielseitigkeit bekannt war, ebenso eintönig wie der Call of Duty Ableger von 2020.

Ich stelle mir dabei die Frage, warum werden die Probleme nicht gehotfixt? Ich persönlich habe die Vermutung, dass die Ausrüstungen absichtlich so stark gelassen wurden, damit man diese spielen „muss“, um eine Chance zu haben. Die Ausrüstung lässt sich zwar auch erspielen, aber damit diese Ausrüstung auch ein entsprechendes Level hat muss sehr sehr viel gespielt werden. Das Ausrüstungslevel hängt direkt mit der Anzahl der Aufsätze, also Verbesserungen für die Ausrüstung, zusammen und bei genauerer Betrachtung sind viele Aufsätze einfach nur unnötig. Man könnte einfach mal in den Raum werfen, dass es absichtlich so gestaltet wurde, damit sich Warzonespieler den jährlichen Ableger kaufen um schneller zu leveln oder dass direkt zum Geldbeutel gegriffen wird, um sich die Aufrüstung mit den Aufsätzen direkt im Shop zu kaufen. Man könnte meinen, dass dies nur ein Zufall ist, aber dies ist nicht der erste Vorfall und so langsam lässt sich ein Muster erkennen.

Fazit

Ja, kommen wir nach so viel Input zu einem Abschluss. Wenn ich das Ganze zusammenfassen muss, stört mich an diesem Spiel das Matchmaking, welches für die Spieler entscheidet wie ein Spiel ausgeht, um Spieler „süchtig“ zu machen, das mit Absicht schlecht gehaltene Balancing der Ausrüstung, um Käufe anzuregen, die mangelnden Spielinhalte bei einem 70€ teuren Spiel nur um eine release Deadline einzuhalten, obwohl jeder Spieler verstanden hätte, wenn es in 2020 kein Call of Duty gegeben hätte und die absolut grausame Kommunikation seitens Activision mit der Community. Ich persönlich wäre damit klar gekommen, wenn Ausrüstung ursprünglich unbalanced wäre, weil dies durch Hotfixes und Patches angepasst werden könnte. Aber Anpassungen werden aufgrund von Gier nicht umgesetzt. Ich kann auch mit anfangs mangelnden Inhalten leben, da diese Inhalte innerhalb des Lifecycles dazu kommen können. Aber die Inhalte, die veröffentlicht werden sind einfach nicht relevant, um irgendwie die Aufmerksamkeit zu halten. Die schlechte Kommunikation seitens Activision ist auch nur ein kleineres Problem, wenn man wenigstens merken würde, dass sie zuhören und stumm die Wünsche der Community umsetzen. Womit ich aber in keinem Fall leben kann, ist dieses absolut grausame Matchmaking. Es nimmt einfach jede Bedeutung aus dem Mehrspieler, da die Spiele vorbestimmt sind. Wenn ich mir nach einer Runde die Frage stellen muss „Habe ich gut gespielt, oder wollte das Spiel, dass ich gut spiele“ bzw. „Habe ich schlecht gespielt oder wollte das Spiel, dass ich schlecht spiele“ läuft meiner Meinung nach was falsch. Am schlimmsten ist, dass ich das Potential von Call of Duty 2020 sehe. Im Kern ist es ein sehr gutes Spiel, welches das Feeling der goldenen Ära von Call of Duty, also Call of Duty 4: Modern Warfare bis Call of Duty: Black Ops II, erneut aufleben lassen kann.

Die Frage „Warum habe ich aufgehört Call of Duty zu spielen?“ würde ich abschließend ganz gerne mit einer Gegenfrage beantworten: Warum sollte ich ein Spiel, welches so offensichtlich von Gier der Publisher vorangetrieben wird, welches für dich entscheidet wie ein Spiel ausgeht, welches nicht mal Abwechslung bieten kann, überhaupt spielen?

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