Schleuderball: Eine aussterbende Sportart

Moin, ich bin Schleuderballspieler beim Mentzhauser TV und nehme am Spielbetrieb in der Bezirksliga teil. Viele von euch kennen Schleuderball bestimmt aus dem Sportunterricht als Weitwurf. Jedoch gibt es Schleuderball auch als Mannschaftssport im Ligenbetrieb. Als Erstes werde ich Schleuderball für euch erklären, da ich glaube, dass die meisten Schleuderball als Mannschaftssport nicht kennen.

Was ist Schleuderball?

Von den 2 Mannschaften mit je 8 Spielern hat jede die Aufgabe, einen Schleuderball (Lederball mit Schlaufe) über die Torlinie des Gegners ins Tor zu spielen und das eigene Tor gegen Angriffe der Gegnermannschaft zu verteidigen.

Der Ball darf nur an der Schlaufe durch Schleudern in feststehender Nummernreihenfolge der Werfer oder, wenn er gefangen wurde, durch Schocken  dem Tor des Gegners nähergebracht werden. Fliegt oder rollt der Ball über die Torlinie und berührt hinter ihr den Boden, ist ein Tor erzielt.

Der Anzahl der in einem Spiel erzielten Tore entscheiden ein Spiel. Wird ein Schleuderwurf vom Gegner gefangen, so darf durch Schocken, das höchstens dreimal stattfinden darf, versucht werden, Raumgewinn zu erzielen, bevor der nächste Schleuderwurf durchgeführt werden muss. Beim Schocken nimmt man den Ball in eine Hand und macht eine Ausholbewegung, also den Arm mit viel Schwung und Kraft von hinten nach vorne bewegen.

Dadurch wechseln sich weitere Schleuderballwürfe – bei guten Mannschaften 60 Meter und mehr – mit kürzeren Schockwürfen aus dem Stand ab und zwingen jede Mannschaft zu schnelleren Stellungswechsel, um jederzeit fangbereit zu sein.

Es gibt wie beim Fußball verschiedene Jugenden, die mit unterschiedlich schweren Bällen werfen und auf unterschiedlich großen Feldern spielen. Die Männer werfen mit 1,5 kg Bällen und das Spielfeld ist 100 m plus Torraum lang und 15 m breit. Es gibt zwei Halbzeiten pro 20 Minuten.

Es gibt auch eine richtige Aufstellung. Als Erstes kommt die erste Reihe. Dort stehen drei Spieler. Zwei außen und einer in der Mitte. Sie versuchen flache Würfe und Schockbälle aufzuhalten oder zu fangen. Dann folgt mit ein bisschen Abstand die zweite Reihe. Sie steht wie die erste Reihe und versucht die Bälle zu fangen. Dahinter steht der Hauptfänger. Er kann am besten fangen und schocken. Er bekommt die meisten Bälle und leitet die Mannschaft durch Ansagen. Hinter ihm steht der Hinterfänger. Er ist dafür , Würfe und Schockbälle des Gegners zu fangen, die weiter kommen als gedacht.

Ich finde, man kann sich Schleuderball am besten mal angucken, weil es noch viele andere Regeln gibt und man es sich dann besser vorstellen kann 🙂

 Der Ligenbetrieb

Bei den Kindern gibt es keine Ligen. In den selben Altersklassen spielen alle gegen alle. Meistens sind es leider nur drei Mannschaft pro Altersklasse. Bei den Männern gibt es die Kreisliga, Bezirksklasse und Bezirksliga und eine Landesliga. Durchschnittlich wird mit 8 Mannschaften gespielt. Die besten zwei pro Liga steigen auf und die schlechtesten zwei pro Liga steigen ab. Meistens gibt es auch mehrere Teams von einem Verein. Mentzhausen startet zum Beispiel mit drei Mannschaften. Die erste hat letztes Jahr die Meisterschaft und mehrere wichtige Turniere gewonnen. Das wichtigste Turnier ist der Plakettenspieltag in Diekmannshausen, welches sie ebenfalls gewonnen haben. Dort kommen knapp tausend Zuschauer.

Grabstede vs. Mentzhausen am Plakettenspieltag

 

Das Problem des Schleuderballsports

Schleuderball gibt es schon ewig. Früher war der Sport hoch angesehen und fast jeder hat ihn im Raum Wesermarsch und Friesland bis nach Oldenburg und Ostfriesland gespielt. Jetzt sagen viele, dass es ein Bauernsport ist, nur weil man es im ländlichen Bereich spielt. Die Leistungen, die damals erbracht wurden, können heute nur von wenigen Mannschaften erbracht werden. Durch den Fußball und viele andere Freizeitbeschäftigungen geht die Anzahl der Spieler zurück. Besonders der Nachwuchs geht immer weiter zurück, da andere Sportarten interessanter zu sein scheinen. Außerdem sind die Erfolge nicht so wichtig wie beim Fußball. Dort kann man mehr erreichen. Man kann in den Profbereich kommen und Geld verdienen und man spielt immer vor vielen hundert oder tausenden Zuschauern. Das ist beim Schleuderball leider nicht so. Die höchste Spielklasse ist die Landesliga und Geld verdienen ist mit Schleuderball auch nicht möglich. Es wird außerdem nur im Sommer gespielt und deshalb „vergessen“ auch viele den Sport in der Zeit, wenn er nicht gespielt wird. Leider dürfen Frauen nur bis zur A-Jugend spielen. Danach ist es nicht mehr erlaubt.

Das Gute am Schleuderball

Was mir am Schleuderball sehr gut gefällt, ist der respektvolle Umgang miteinander. Es wird nicht wie beim Fußball rumgeheult oder der Gegner und Schiedsrichter beleidigt. Man hat Respekt voreinander.  Das finde ich, ist  ganz wichtig. Da können andere Sportarten sich eine Scheibe von abschneiden. Die Spiele im Herrenbereich werden meistens freitags um 19:00 Uhr und 19:45 gespielt. Ich finde das sehr gut, da man dort fast immer Zeit hat und danach den Abend bei Bratwurst und ein paar  Bier gemütlich ausklingen lassen kann oder auch ordentlich durch den Tisch treten kann ;). Da Schleuderball in der Wesermarsch, Friesland und Westrittrum gespielt wird, sind die Wege nach Hause auch nicht so weit. Viele denken, dass der Sport nicht anstrengend ist. Das ist aber nicht der Fall. Wenn man das Tempo hoch hält, also schnell wirft und schockt, ist es wirklich ziemlich anstrengend. Man läuft viel und wirft oft. Wenn man auf der richtigen Position spielt, fängt und schockt man außerdem viel und damit trainiert man seinen Oberkörper und Arme sehr gut. Ich finde auch gut, dass man taktisch clever spielen muss und auch ein gutes Auge haben muss, um den Gegner zu besiegen. Man denkt viel nach und spielt nicht einfach drauf los.

Ich hoffe, ich konnte dir Schleuderball etwas näher bringen und dich dazu bringen, sich Schleuderball mal anzugucken oder vielleicht sogar mit Schleuderball anzufangen.

Ganz ehrlich: Worauf wartest du noch?

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