…der Weg ist das Ziel

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…die Liebe zum eigenen Automobil

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Stellt euch sich bitte einen schönen sonnigen Tag im Juni vor. Ihr sitzt in der Küche, lauscht dem Kaffeevollautomaten beim Zubereiten eures Cappucchinos und schaut aus dem Fenster. Eine leichte Brise weht, die Blätter rascheln im Wind und ihr seht in der Auffahrt euren auf Hochglanz polierten Wagen. Euch übermannt das Bedürfnis ins Auto zu steigen, Summerbeats anzuwerfen und bei geöffnetem Fenster mit euren Liebsten der Straße entlang der Sonne zu folgen. Das Ziel ist dabei in erster Linie nebensächlich. Der Weg ist das Ziel. Diese Momente gehören für mich mit zu den Kleinigkeiten des Lebens, die das Leben erst lebenswert machen.

 

…das Auto als Symbol für die Klimaerwärmung

Umso beunruhigter verfolge ich die jüngsten Entwicklungen rund um die Mobilität. Zuletzt habe ich zum Beispiel ein Interview des Spiegels mit Prof. Dr. Stephan Rammler gelesen, in dem er für mich eine nahezu blasphemische Äußerung kundtut:

„Wir werden uns also vom Privatbesitz eines Autos als vorherrschendes Mobilitätsmodell verabschieden müssen. Punkt.“ (Prof. Dr. Stephan Rammler)

Bei diesen Worten lief es mir eiskalt den Rücken herunter. In meinen Augen ist das ein Schlag ins Gesicht der Individualität, ein Schritt in Richtung einer homogenen Masse, der Verlust eines großen Stückes Freiheit. Nun werden viele Klimaaktivisten mir entgegenbringen „Aber warum denn? Es gibt doch den öffentlichen Nahverkehr?“ oder „In erster Linie steht die Zukunft unserer Erde!“. Beide Aussagen sind legitim und haben in der Prioritätenliste aller Probleme auf unserem Planeten einen absoluten Stellenwert, dennoch ist es falsch einen einzelnen Sachgegenstand als Galionsfigur für ein Problem globalen Ausmaßes anzuführen. Gewiss steckt viel Richtiges hinter der Aussage, dass der Ausstoß von Treibhausgasen durch den PKW deutlich eingeschränkt werden muss, aber es gibt auch andere Übeltäter. Ich spreche von gigantischen Rechenzentren, die Unmengen an Energie verbrauchen, oder die Schifffahrt, die selbst heute noch zu großen Teilen mit extrem umweltschädlichem Schweröl betrieben werden. Der bloße Wegfall des privaten Automobils allein wird das Problem nicht lösen können. Neue Technologien müssen her! Aber genug über geopolitische Probleme lamentiert, lasst uns wieder über das Autofahren reden.

…zurück zur Theorie

Habt ihr euch schon einmal Gedanken darüber gemacht wie das Autofahren in der Zukunft sein wird? Nachdem diese Frage einige Zeit in mir rumorte, habe ich mal den Weg zu meinem alten Fahrlehrer angetreten. Neben dem üblichem Smalltalk wie „Wie läuft es beruflich?“ oder „Mensch du hast ja ne‘ richtige Pocke bekommen“ haben wir darüber geredet wie die Fahrschule sich gewandelt hat – oder um genauer zu sein – die Fahrzeuge mit denen die Fahrpraxis erworben wird. In den Fahrzeugen finden sich allerlei Assistenzsysteme. Angefangen bei einer Rückfahrkamera bis hin zum Spurhalteassistenten ist alles dabei. Und da frage ich mich: Lernt man da noch richtig Autofahren? Vielleicht liege ich ja mit meiner Annahme falsch, aber gemäß meinem Meinungsbild stellt sich der Durchschnitt aller Fahranfänger nicht unbedingt eine vollausgestattete E-Klasse vor die Haustür. Bei manchen reicht es vielleicht gerade mal so für den Polo mit 200.000 Kilometern auf dem Tacho. Sobald dann das luxuriös ausgestattete Fahrschulauto gegen einen älteren Kleinwagen getauscht wird, beginnt das richtige Lernen. Nun aber zur Kernfrage: Brauchen wir das überhaupt noch?

 

…autonomes Fahren – Fahrer oder nur noch Beifahrer?

Wird bald noch ein Lenkrad zu finden ist.
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Das autonome Fahren wird in fünf Level unterschieden. Das erste beinhaltet dabei ganz normale Assistenzsysteme wie Spurhalteassistenten oder einen Tempomat. Das fünfte Level steht für komplett autonomes Fahren, bei dem Insassen nur noch Passagiere und nicht mehr Fahrer sind. Bei dem fünften Level wird der Mensch als Fahrer also nicht mehr benötigt. Dem Menschen wird noch mehr Arbeit und Eigenständigkeit abgenommen. Und damit vielleicht auch ein Stück Autonomie. Letztlich ist man davon abhängig, dass die Technik einwandfrei funktioniert. Muss der Mensch dann überhaupt noch einen Führerschein machen? Eigentlich nicht. Ein Mensch, der in einem automatisierten Verkehrsfluss das Steuer übernimmt, stellt einen Risikofaktor dar, weil er in einem homogenen Verkehrsfluss letztlich eine unberechenbare Variable ist. So stelle ich es mir zumindest vor. Darf der Mensch dann, wenn er im Cockpit seines eigenen Wagens sowieso nicht mehr viel zu sagen hat, beispielsweise nach einer feuchtfröhlichen Feier in seinen Wagen steigen? Das sind alles Fragen, die Juristen und Denker der Zukunft klären müssen. Dennoch ist es interessant sich selbst ein Bild über unsere mögliche Zukunft zu bilden. Doch eines ist klar. Auf lange Sicht wird das Autofahren nicht mehr so sein wie es mal war und die ganzen kleinen Momente, die das Führen eines Fahrzeugs so einzigartig machen, werden nach und nach in der Erinnerung verblassen. Der Mensch wird vom Fahrer zum Insassen. Zum Passagier. Zu einem Menschen, der nur noch Routen wählen kann, die das Navigationssystem des Wagens auch kennt. Ich weiß nicht wie ihr dazu steht, aber ich werde sicherlich einige Zeit benötigen, um mich daran zu gewöhnen. Sofern unser lieber Herr Prof. Dr. Rammler unrecht behält und wir auch noch in 50 Jahren einen PKW unser Eigen nennen dürfen. Bis dahin genießt jede Strecke in eurem Auto!

 

…in diesem Sinne,

euch allen eine gute Fahrt!