Darf ich vorstellen: Meine 3077 Mitbewohner
Zahlreiche Studien belegen es: Haustiere machen glücklich. Das wird einer der Gründe sein, warum allein 30 Millionen Haustiere unter deutschen Dächern leben. Und auch unter meinem Dach haben einige Haustiere ihr Zuhause gefunden – um genau zu sein: 3077 Stück. Welche und wieso es so viele sind, erfährst du in diesem Artikel.
Mantodea – Die Fangschrecken
Zuerst einmal stelle ich dir meine kleinsten Bewohner vor: Die Gottesanbeterinnen. 50 verschiedene Arten, also ungefähr 950 Mantiden (ital. Mantide = Fangschrecke, Gottesanbeterin) in allen möglichen Größen, hängen in ihrem eigenen Zimmer und machen Dinge, die Gottesanbeterinnen halt so machen: Schlafen, fressen, paaren und Eier legen (sog. Ootheken). Hauptsächlich bekommen diese Insekten kleine Fliegen oder Heimchen, eine Art der Langfühlerschrecke, zu fressen. Jetzt könnte man sich die Frage stellen, warum es denn so viele sind. Die kleinen und großen Tiere sind sehr beeindruckend, doch steht es außer Zweifel, dass die zahlreichen Tiere nur zum Anschauen und Beobachten hier wohnen. Mein Freund züchtet und verkauft diese besonderen Insekten, um sich im Anschluss weitere Arten zu kaufen. Ich meine, 950 Gottesanbeterinnen sind ja nicht genug…
Voll vernetzt
Gemeinsam mit den Gottesanbeterinnen wohnen ca. 100 Spinnen in ihrem eigenen Bereich im Mantidenraum. Insgesamt sind es 6 verschiedene Arten, darunter auch die sogenannte Latrodectus: Die Schwarze Witwe, die auf dem Bild zu erkennen ist. Die Schwarze Witwe zählt zu der Gattung der Webspinnen und hat ihren Namen daher, dass sie ihren Partner nach dem Akt der Fortpflanzung auffrisst. Beruhigenderweise ist ihr Gift in den meisten Fällen nicht tödlich – das von der giftigen Spinne injizierte Nervengift löst lediglich unerträgliche Schmerzen wie bspw. krampfartige Magen- und Kopfschmerzen sowie Bluthochdruck oder Muskelschmerzen aus. Ein Glück!
Die kleinen Jäger
In drei Terrarien verteilt fühlen sich ungefähr sechs Lygodactylus williamsis zuhause. Als deutsche Bezeichnung wird “Himmelblauer Zwergtaggecko” verwendet, was die männlichen Geckos schon sehr gut beschreibt. Die Weibchen hingegen weisen eine eher goldbraune Färbung auf. Die Zwergtaggeckos sind ziemlich flink und lauern gerne auf hohen Blättern, damit sie das gesamte Terrarium im Blick haben und bloß keine Fliege oder Heuschrecke übersehen. Obwohl man sich bei ihnen schon relativ viel Zeit nehmen muss, um überhaupt eines zu entdecken, gibt es noch ein paar andere Tiere, bei denen man es deutlich schwerer hat.
Meister der Tarnung
Wenn nicht jedes Einzelne ein eigenes Terrarium hätte, dann wüsste man wahrscheinlich nicht, wie viele es überhaupt sind: 16 Terrarien mit je einem Chamäleon sind im Obergeschoss, im Erdgeschoss und im Keller des Hauses verteilt. Bei diesen Meistern der Tarnung kann es durchaus passieren, dass man sie mehrere Tage lang nicht sieht. Ihre Tarnung geben sie u.a. nur auf, wenn sie einen Partner für sich gewinnen wollen. Urplötzlich leuchten sie in den schönsten und buntesten Farben und holen damit alles aus sich raus. Sie nicken dem Partner freundlich mit dem Kopf zu und bewegen sich langsam in seine Richtung. Sollte dieser allerdings keine Lust haben, schüttelt er den Kopf und wird dabei schwarz wie die Nacht. Und auch wenn sie wütend sind, merkt man es direkt: Sie blähen ihren Kehlsack auf und lassen ihn blutrot unterlaufen. Wenn man nicht einen doch sehr schmerzhaften Treffer von ihrer langen Zunge oder einen Biss riskieren möchte, sollte man an dieser Stelle besser das Weite suchen.
Futter für die Jäger
Auch wenn sie doch so verschieden sind, haben Chamäleons, Gottesanbeterinnen, Geckos und Spinnen eines gemeinsam: Sie fressen liebend gerne kleinere Insekten. Das ist der Grund, warum in etwa 2000 Futtertiere im Haus wohnen. Verfüttert werden bspw. flugunfähige kleine Fliegen, große Goldfliegen, drei verschiedene Arten von Schaben und die bereits erwähnten Heimchen und Heuschrecken. Zu Anfang war es schon merkwürdig, zwei Boxen mit Maden im Kühlschrank zu haben oder vor allem gegen Abend das Zirpen einer entlaufenen Schrecke zu hören. Doch mittlerweile untermauert genau dieses Geräusch manch eine Langeweile und macht sie gleich viel authentischer. Entkommene Fliegen hingegen sind schon deutlich schlimmer und nerven. So macht es keinen Sinn, Fliegengitter vor die Fenster zu montieren, da mehr Fliegen von drinnen nach draußen fliegen, als andersrum. Doch auch die Fliegen sind eigentlich kein großes Problem. Man schnappt sich einfach ein Chamäleon, wandert mit ihm durch das Haus und im Nullkommanichts ist das lästige Summen verstummt. Zum Schluss hat man dabei sogar zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen: Das Chamäleon ist satt und man selber ist die nervigen Fliegen los.
Drei kleine Raubtiere
Es ist wie eine Mischung aus einem treuen Hund und einer dickköpfigen Katze: Das Frettchen. Chip, Chap und Clyde, zwei Rüden und eine Fähe (= weibliches Frettchen), haben bei mir ihr eigenes Zimmer, doch treiben auch in der restlichen Wohnung ihren Schabernack. Obwohl sie bis zu 18 Stunden schlafen, stellen sie in den restlichen 6 Stunden das komplette Haus auf den Kopf! Wenn man einmal vergisst, eine Schublade zu schließen, sind sie so freundlich und räumen sie für dich aus. Du hast deine Socken auf dem Boden liegen gelassen? Kein Problem! Sie sind gleich zur Stelle und lassen sie Gott weiß wohin verschwinden. Doch wenn sie erst einmal ihr rohes Rinderherz oder ihre Küken zu fressen bekommen haben, sieht man von ihnen nicht mehr viel. Sie suchen sich gemeinsam eine Schublade oder eine ihrer Kuschelhöhlen, wo sie sich eng aneinanderschmiegen und kuschelnd einschlafen. Und am Ende des Tages ist man dann doch froh, dass die Drei kastriert sind.
Der verrückte Graf
Einer der ältesten Bewohner des Hauses ist der Graf Galoppus von Meckeck – kurz nur Meckeck genannt. Seinen außergewöhnlichen Namen hat der galoppierende Kater daher, dass er nicht wie normale Katzen miaut, sondern ein eigenartiges Geräusch von sich stößt, das wie ein “Määck” klingt. Seine liebste Beschäftigung war es, sich zu verstecken und zu lauern, um die ganze Familie dann aus heiterem Himmel mit seinen Krallen zu attackieren, bevor er wieder im Galopp in sein Versteck zurücksprang. Er war sehr gut darin, die Momente zu erwischen, in denen man überhaupt nicht damit rechnete. Doch als unsere jüngste kleine Dame vor ein paar Monaten zu uns kam, hörte er auf, uns zu schikanieren und fing an mit der kleinen Fellnase zu spielen.
Meine kleine Fellnase
Das Mädchen, von dem ich gesprochen habe, ist die sieben Monate alte Cane Corso Hündin Shanna. Auch wenn die Rasse in einigen Bundesländern zu den Listenhunden zählt, ist dieser kleine Kampfhund die treuste und liebste Seele der Welt. Jeden Tag begleitet Shanna mich mit auf die Arbeit und mit ihrer aufrichtigen Offenheit schafft sie es, sich von allen Kollegen ihre tägliche Dosis an Streicheleinheiten abzuholen. Sie ist auch der Grund, warum ich keinen Wecker mehr benötige: Jeden Morgen um Punkt halb fünf schlabbert sie mir freudig durchs Gesicht und will mir sagen, dass es Zeit zum Spazierengehen ist. Natürlich! Wer würde auch um diese Uhrzeit noch schlafen wollen…
Fazit
Letztendlich sind es sehr viele Tiere und wie mein Vater sagen würde: “Auch klein’ Vieh macht Mist”. Man muss täglich viele Stunden investieren, um alle Tiere zu tränken, zu füttern und (die Großen jedenfalls) zu beschäftigen. Doch auch wenn es hier ziemlich oft sehr verrückt und chaotisch zugeht, würde ich es nicht mehr ändern und vermissen wollen. Und wenn du mehr Bilder von den Tieren sehen möchtest, dann schau gerne in der Galerie vorbei!
Maren Ahlers