Kooperativ streiten? Geht das denn?

Zwei streitende Personen
Zwei sich streitende Personen.

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Probleme lassen sich am besten gemeinsam, beim „kooperativen Streiten“, lösen! Was meine ich mit kooperativem Streiten? Wir alle haben irgendetwas, was uns tierisch auf die Nerven geht. Die offensichtlichen Sachen wie Corona, Stress und, dass das Lieblingsteam mal wieder verloren hat, kennt wohl jeder. Aber wie bei allen guten Dingen im Leben, kommt es auch oft bei der Kehrseite auf die kleinen Dinge an. So wird aus dem gelegentlichen Schmatzen der Arbeitskollegen beim Essen oder dem unruhige Zappeln des Sitznachbarn schnell ein Nagel im Sarg des Friedens und eine Konfrontation steht bevor. Gerade in Zeiten wie diesen, in denen wir unglaublich schnell dazu neigen, unser ganzes Arsenal an Schimpfworten und Beschuldigungen auf andere loszulassen, appelliere ich daran, innezuhalten und nicht kopfüber in ein Wortgefecht zu stürzen! Aber auch appelliere ich an jene, die normalerweise all den Schmerz einfach nur schlucken, sich die folgenden Tipps zu kooperativem Streiten durchzulesen und gelegentlich den Dialog zu suchen.

Tipp 1: Der Ton macht die Musik.

Ein Buch mit Melodien statt Text.
Ein Symbolbild für das Sprichwort: „Der Ton macht die Musik“

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Das allerwichtigste, um aus einem Streit keine Schlacht zu machen, ist der richtige Ton. Es ist natürlich nicht immer möglich, seine Emotionen in Zaum zu halten. Trotzdem sollte man sich bemühen, Verständnis und Empathie entgegenzubringen und mit ruhiger Stimme zu argumentieren. Am besten spricht man immer so, wie man es von seinem Gegenüber gerne hätte. Manchmal geht es aber auch nicht anders und man ist einfach spontan so unglaublich wütend, dass einem eine Beschimpfung herausrutschen könnte. In diesem Fall kann ich nur empfehlen: Seid kreativ mit der Beschimpfung! Dieser Hinweis hat zwei Gründe: Ihr wirkt weitaus fähiger, und viel wichtiger: Ihr müsst darüber nachdenken! Und während ihr darüber nachdenkt, wie ihr euer Gegenüber als „Dünnbrettbohrer“ beschimpft, beruhigt ihr euch automatisch ein bisschen und schweift vielleicht noch rechtzeitig von einer Beschimpfung ab.

 

Tipp 2: Denk, bevor du formulierst.

Symbolbild: Denk, bevor du Formulierst.
Symbolbild: Jemand, der mehrfach erst etwas aufschreibt und dann merkt, dass die Formulierung nicht gut ist.

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Streits und Diskussionen nehmen oft an Tempo auf, während sie stattfinden. Viele steigern sich dadurch oft in eine Wettbewerbs-Mentalität hinein, die bei einem Dialog dieser Art aber vollkommen unangebracht ist. Deswegen ermutige ich in diesem Tipp: Zuhören! Um WIRKLICH zuzuhören, muss man Zeit zum Verarbeiten einbinden. Die Zeit, in der ihr zuhört und verarbeitet, bremst die Geschwindigkeit des Dialogs gewaltig! Außerdem ermöglicht es, auf die Argumente des Gegenübers korrekt zu reagieren und eine ruhige Atmosphäre sorgt automatisch für bessere Formulierungen und weniger Fehlschlüsse. Und wo wir gerade bei Fehlschlüssen sind:

 

Tipp 3: Vermeide Fehlschlüsse.

Ein Detektiv im grauen Anzug vor einem Blackboard mit verbindungen.
Ein Detektiv im Anzug, der versucht, Schlüsse zu ziehen. Er weiß nicht, dass es sich um Trugschlüsse handelt.

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Wir tendieren alle dazu, manchmal die falschen Schlussfolgerungen zu ziehen. Das ist normalerweise nicht schlimm, kann aber manchmal schlimme Folgen haben. Das Stichwort ist: Kontext. Der Arbeitskollege schmatzt beim Essen? Man denk dann schnell: „Der hat wohl keine Erziehung genossen!“. Oder aber er hat eine starke Nasenscheidewandverkrümmung, die ihm selbst das Leben zur Hölle macht. Deswegen: Lieber erst Kontext schaffen, bevor man urteilt!

 

Tipp 4: Die Diskussion wird aufgenommen.

Ein Mikrofon, welches man für z.B. Podcasts benutzen würde.
Ein Mikrofon, welches das Gespräch aufzeichnet.

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Auch ein Tipp, der eine besondere Wirkung hat: Stell dir vor, jedes deiner Worte wird aufgenommen. Diese Mentalität hat den Effekt, dass man sich automatisch mehr darauf konzentriert die richtigen Worte für seine Argumente zu finden. Wer würde sich schon unverständlich ausdrücken wollen, wenn potenziell die ganze Welt zuhören könnte?

 

Tipp 5: Du musst dich nicht rechtfertigen. Aber du solltest!

Symbolbild: Schwertkreuzende Fechter, die ihre Position halten.
Symbolbild: Schwertkreuzende Fechter, die ihre Position halten.

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Man muss sich nicht für seine Gefühle entschuldigen und man muss sich nicht für alles rechtfertigen. Manchmal hilft es jedoch, dem Gegenüber eine Begründung für bestimmtes Verhalten zu geben. Wem das schwerfällt, kann sich an diesem Satzmuster bedienen: „Wenn [das und das passiert], fühle ich mich [so und so], weil [dies und das].“ Dieses Satzmuster kann unglaublich mächtig für das gegenseitige Verständnis sein und sollte häufig verwendet werden.

 

Tipp 6: Bedenke, dass du falsch liegen könntest.

Eine offensichtlich flasche annahme, dargestellt als Fakt: 1+1=3
Eine als Fakt dargestellte Gleichung, die aber nach den Axiomen der Mathematik falsch ist.

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Mein letzter Tipp ist nicht nur für Streitgespräche gut, sondern eine meiner Lebenseinstellungen: „Bedenke, dass du falsch liegen könntest“. Damit meine ich nicht: „Bedenke, dass du falsch liegst“ sondern mach dir bewusst, dass „Fakten“ sich manchmal nach Überprüfung als falsch erweisen, weswegen wir sie regelmäßig überprüfen müssen. Es ist wichtig, mit mehreren zertifizierten Spezialisten des Fachs abzuklären, ob und unter welchen Umständen etwas passiert oder nicht passiert. Selbst wenn wir uns unglaublich sicher sind, dass das, was Mama und Papa uns als Kindern erzählt haben, richtig ist.

 

TL:DR

Auch wenn es nicht leicht ist, sollte man seinen Ärger nicht blind an anderen auslassen. Das heißt nicht, dass man jetzt alles einfach wegstecken soll. Mit ruhiger Stimme, ordentlichem Zuhören und gelegentlichen Eingeständnissen ist ein Problem schnell aus der Welt geschafft.  Nicht vergessen: man streitet „miteinander“ nicht „gegeneinander“.

 

[1] „A Man and Woman Having an Argument“ by „Yan Krukov“

[2] “Printed musical note page” by “Pixabay”

[3] “Crumpled Papers Near A Person Writing On A Notepad” by “Cup of Couple”

[4] “Man in Gray Suit Taking Down Notes” by “cottoneyebro”

[5] “Silver Dynamic Microphone on Black Microphone Stand” by “Dmitry Demidov”

[6] „Fencers in their Fighting Stance“ by „Tima Miroshnichenko“

[7] „1 + 1 = 3 Text on Black Chalkboard“ by „George Becker“

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