Das verfluchte Labyrinth: Escape Room fürs Wohnzimmer – Ego-Perspektive einer Entkommenden

Zum Anfang eine Warnung: Wer das Spiel EXIT: Das verfluchte Labyrinth vom Kosmos Verlag selbst spielen möchte, sollte hier aufhören zu lesen, da ich in diesem Blog einige Rätsel und auch deren Lösungen beschreiben werde, was dem Spiel für Euch den Spaß nehmen würde. Allen anderen: Viel Spaß. Dies sind meine Erinnerungen an mein erstes EXIT Spiel:

Das verfluchte Labyrinth.

Der geführte Teil des Rundgangs durch das alte Schlossanwesen ist beendet und ich darf endlich das angrenzende Labyrinth erforschen. Die Mauern sind aus solidem Stein und mindestens vier Meter hoch. Hier kann man sich nicht durch Wände aus Maispflanzen zum Ausgang schummeln. Mit einem breiten Grinsen klettert mein Blick an den in den Stein gehauenen Figuren neben dem Eingang nach oben, bis jemand mich anrempelt und meine kurze Verwirrung ausnutzt, um mir eine handtellergroße Steinscheibe in die Hand zu drücken. „Viel Glück, Du wirst es brauchen!“, murmelt die Person mit rauer Stimme und verschwindet dann Richtung Schloss. Ich schaue nur kurz hinterher und mustere die Gravuren auf der Scheibe. ‚Komischer Kauz‘, denke ich mir und betrete das Labyrinth. Die Scheibe noch immer in der Hand, bewundere ich die große Gargoyle Statue, als ein lautes Scharren mich erschreckt umdrehen lässt und ich gerade noch sehe, wie der Eingang des Labyrinths sich mit einem dumpfen Geräusch schließt.

Panik steigt in mir auf, als ich realisiere, dass die Geräuschkulisse des Schlosses komplett verstummt ist und das im Umkehrschluss bedeutet, dass man mich wohl auch draußen nicht mehr hören wird, selbst wenn ich mir die Seele aus dem Leib schreien würde.  Über die Mauer schaffe ich es niemals, denke ich noch, da reißt ein Lachen, das hinter mir erschallt, mich aus meinen Gedanken und lässt meine Nackenhaare zu Berge stehen. Noch bevor ich mich wieder zu der Statue des Gargoyles umdrehe, erwarte ich eine Person dahinter hervorkommen zu sehen. Meine Augen weiten sich. Unmöglich. Das Lachen kam vom Gargoyle!

Träume ich? Nein. Mein Blick fällt auf die Scheibe, die mir eben in die Hand gedrückt wurde, wandert dann kurz zur Tür, ehe ich mir die Karte der Statue und die Wand dahinter richtig ansehe. Das hier ist kein Traum, aber mein Kopf scheint noch im Schock zu stecken, denn ich habe keine Idee, wie ich aus diesem Raum herauskommen soll. Ich dachte, ich hätte hier ein einfaches Labyrinth betreten, aber hier gibt es keine Auswahl an Wegen. Ich bin eingeschlossen. Meine Finger spielen mit der Scheibe, in der es drei Aussparungen gibt, hinter denen sich bewegliche Scheiben mit Zahlen befinden. Ohne die Lösung des Rätsels scheint mir das nicht zu helfen. Auch die Zeichen, die auf der Karte und den Flügeln des Gargoyles, die Flamme und die Fackel, halfen mir nicht weiter.

Über eine halbe Stunde grübelte ich darüber nach, wie ich hier nur wieder herauskommen sollte, als mir endlich aufging, welches Muster die Zahlen auf den Steinen der Karte verband. Es war so einfach! Der Schock schien endlich abzuebben und mein Verstand war in der Lage dieses Problem zu lösen!  Wenn man der Linie hinter dem Gargoyle folgte und einfach die Steine nummerierte… dann kennzeichnete die Flamme den vierzehnten Stein und die Fackel den sechsten. Hastig drehte ich die beweglichen Teile der Steinscheibe, bis ich die Zahlen sah. Eins. Vier. Sechs. Wieder erschallt das Lachen aus steinerner Kehle. Wie sich zuvor eine Wand vor den Eingang geschoben hat, öffnete sich nun die Wand hinter der Figur.

Euphorie durchströmt mich und ich lasse die Panik wie einen Mantel an der Statue zurück, als ich neugierig, mit einem breiten Lächeln und aufgeregtem Kribbeln im Körper den hinter ihr liegenden Gang betrete. Die inneren Mauern des Labyrinths waren von den äußeren nicht zu unterscheiden. Ich hörte etwas hinter der nächsten Biegung und konzentrierte mich wieder darauf einen Plan zu schmieden, um hier herauszukommen, statt die majestätischen Mauern zu bewundern. Leise Schritte trugen mich zu der Abzweigung, die ich eigentlich nehmen wollte. In einem einfachen Labyrinth suchte man sich am besten eine Wand aus, rechts oder links, und folgte dieser bis zum Ausgang. Doch dies hier war kein normales Labyrinth.

Wieder dieses Geräusch. Es hörte sich an, als käme es von etwas dicht am Boden. Das Kratzen kleiner Krallen auf den Steinen stoppte, als die Ratten, die den Boden des Ganges wie einen Teppich bedeckten, mich bemerkten. Mit einem mulmigen Gefühl im Bauch stoppte auch ich jede Bewegung. Das war doch kein normales Verhalten von Ratten, oder? Ich war kein Auto, dessen Scheinwerferlicht Wildtiere zum Erstarren bringen konnte. Ich hatte nicht einmal eine Taschenlampe! Meine Gedanken rasten und unwillkürlich schob sich die Sage des Rattenkönigs vor mein inneres Auge. Wenn es sprechende Gargoyles gab, konnte die Existenz von einem aus vielen normalen Ratten zusammengesetztem Rattenmonster auch im Rahmen des möglichen liegen.

Ohne die kleinen Tiere aus den Augen zu lassen, ging ich seitwärts an dem Gang vorbei. Erleichtert, dass keine Boss-Musik startete, die an einer ähnlichen Stelle eines Computerspiels wohl den ersten Zwischenboss angekündigt hätte, setzte ich meinen Weg fort. Ich beschloss vorerst der linken Wand zu folgen.

Nach zwei weiteren Abbiegungen lag ein langer Gang vor mir, an dessen Ende eine wesentlich größere Version des Gargoyles vom Eingang prangte. Dieser hier war allerdings ein Wasserspeier, aus dessen Maul ein wahrer Wasserfall sprudelte. Mir stand vermutlich auf dem ganzen Weg zu dem sprudelnden Nass der Mund offen, denn als ich ankam war er trocken und ich hatte unglaublichen Durst.

Links des imposanten Wasserfalls versperrte ein großes, massives Holztor den Weg tiefer ins Labyrinth. ‚Ich hoffe ich muss nicht durch den Wasserfall‘, denke ich bei mir und fische meine Trinkflasche aus dem Rucksack. Erst einmal Umsehen. Das Tor ist mit einer massiven Eisenkette gesichert, die von einem großen Schloss zusammengehalten wird. Probehalber drücke ich gegen das Holz des Tores. Es überraschte mich nicht, dass es kaum nachgab, was mich überraschte war, dass die Steinscheibe in das Schloss passte. Offensichtlich brauche ich wieder eine dreistellige Zahl, um weiterzukommen. Ich entscheide mich, meine Flasche auszutrinken und in dem Wasserfall wieder aufzufüllen. Wer weiß schon, wann ich hier herauskomme, ob ich noch einmal Wasser finde und ob dieses Holztor sich hinter mir wieder verschließen und den Weg hierher versperren würde.

Dabei fallen mir ein paar in den Stein gehauene Verzierungen hinter dem prasselnden Nass auf, die mich an den Mund der Statue erinnern. Nach genauerem Umsehen finde ich auch noch einen Zettel, mit einer Art Zeichentabelle. […]

Fazit nach einem Nachmittag voller Rätsel

Da dies mein erstes EXIT Spiel ist, hatte ich vorher keine Ahnung, was hier auf mich zukommen würde. Das erste Rätsel war für mich direkt schwieriger als ich von einem Spiel mit dem Level ‚Einsteiger‘ erwartet hatte, doch das war für mich eine positive Überraschung. Die meisten Rätsel hatten sehr zufriedenstellende Lösungswege und Lösungen. Nur ein paar Rätsel haben mich ein wenig aus der Geschichte, die durch das Spiel erzählt wird, herausgerissen. Ein netter Bonus ist, dass KOSMOS eine App mit atmosphärischen Hintergrundgeräuschen zu diesem Rätselspiel anbietet. Ich kann jedem Rätsel-Fan empfehlen, einmal eines dieser Spiele auszuprobieren.