Die Abschlussfahrt nach Polen – der Besuch im Konzentrationslager Auschwitz

Reiseziel – Polen. Ich hatte mein Fachabitur in der Tasche und die Abschlussfahrt nach Polen stand vor der Tür. Wir bekamen alle einen Informationszettel. Dort stand drauf, was wir beachten müssen und welche Ausflüge wir in Polen unternehmen werden. Ich las mir alles ordentlich durch. Ich stoppte. Meine Augen wurden groß und ich las nochmal genau – Konzentrationslager Auschwitz. Ich glaube, jeder weiß, mit wem er das Wort Konzentrationslager verbindet und welche schlimmen Ereignisse dort hinter stecken. Trotz dessen standen auch viele schöne Ausflüge auf dem Blatt, wie der Besuch eines Salzbergwerkes oder eine Tour durch das Judenviertel in Polen. Die Lehrer wussten ein KZ zu besuchen war nicht so leicht, um vorab schon mal ein paar Eindrücke zu sammeln, sahen wir uns den Film „Schindlers Liste“ an. Dieser ist aus dem Jahre 1993.

Die Fahrt nach Polen

Am 16. September, 06:00 Uhr in Friesoythe ging es los. Insgesamt fuhren wir 13 Stunden mit dem Bus. Es war eine sehr lange Fahrt nach Krakau zu unserer Jugendherberge. Wir legten mehrere Pausen ein und tauschten unser Geld von Euro zu Złoty. Angekommen, waren alle schon sehr genervt, denn die Fahrt dauerte eine halbe Ewigkeit, es wurde schon sehr dunkel. Alle nahmen ihre Koffer und bekamen die Zimmerschlüssel. Ich und meine Freundin suchten unser Zimmer auf und richteten uns ein. Es war zwar nicht so schön wie zuhause, aber man konnte es aushalten. Um 10:00 Uhr sollten alle runter zur Versammlung und Lagebesprechung. Die Lehrer erzählten, dass wir um 08:00 Uhr frühstücken gehen können und es um 09:30 Uhr  losgeht nach Auschwitz.

Heutiges Ziel: Auschwitz

07:30 Uhr mein Wecker klingelte. Ich stand auf und machte mich fertig für den Tag. Um 08:00 Uhr gingen ich und meine Freundin runter zum Frühstück. Am Tisch tauschten wir uns aus, was wir wohl in Auschwitz sehen werden. Sieht es dort noch so aus wie in dem Film? Werden wir die Gaskammern sehen? Wie sieht es wohl heute dort aus? Alle waren aufgeregt und nervös, denn immerhin beruht es auf wahrer Begebenheit und wir werden vor Ort sein. Wir packten alle unsere Sachen und gingen zum Bus. Wir kamen dem Ziel immer näher und näher und ich wurde nervös. Angekommen, bekamen wir eine Dame zugeteilt, die mit uns Deutsch sprach. Alle bekamen Kopfhörer auf und sie hatte ein Mikrofon, damit wir sie alle laut und deutlich durch die Kopfhörer verstehen konnten.

Das Konzentrationslager Auschwitz

Wir liefen los. Als Erstes ging es durch das bekannte Tor „Arbeit macht frei“, es sah genauso aus wie früher, ich erinnerte mich nochmal an den Film zurück, es sah unfassbar echt aus. Die Frau begleitete uns und erzählte Genaueres zu den einzelnen Begebenheiten. Wir gingen in ein Gebäude hinein. Das habe ich nie vergessen. Wir sahen Koffer über Koffer, Schuhe über Schuhe und Haare über Haare. Dazu konnte man sehr genau die Aufschriften auf den Koffern erkennen. Es waren Familiennamen, teilweise mit Geburtsdaten. Schuhe von klein bis groß, sie waren schmutzig und sehr abgenutzt. Es waren Haare, häufig blonde, teilweise noch im Zopf, denn jeder im KZ bekam seine Haare abrasiert. Ein schrecklicher Anblick.

 

 

 

 

 

Es ging weiter ins nächste Gebäude. Ich sah Gesichter und zwar sehr viele. Viele traurige Gesichter, es waren die gefangenen Juden in ihren schwarz-weiß gestreiften Anzügen. Die Gesichter waren eingerahmt mit ihrem vollen Namen, Geburtsdaten und ihrer Herkunft. Ich war erschrocken, man hat in ihre Augen geschaut und die Angst und Bange direkt gesehen. Es ging mir alles sehr nahe. Die Frau erzählte, wie die Erlebnisse früher abliefen, dabei wurde alles noch viel emotionaler. Die Augen sahen und die Ohren hörten. Wir liefen von Gebäude zu Gebäude. Vieles aus dem Film war einem plötzlich sehr nahe, wie die endlos langen Stacheldrahtzäune und die hohen Wachtürme.

 

 

 

 

 

 

 

 

Die dunklen und stillen Gaskammern

Wir näherten uns einem ganz bestimmten Gebäude, „den Gaskammern“. Die Frau sagte direkt zu uns, wer nicht mit hinein möchte, kann gerne draußen auf uns warten. Ich war hin- und hergerissen, einerseits wollte ich es gesehen haben, denn es war meine einzige Chance, anderseits kämpfte ich mit meinen Gefühlen, denn es sind sehr viele Menschen in diesen Kammern gestorben. Ich nahm meinen Mut zusammen und ging mit meiner Gruppe in die Gaskammern. Es war ein sehr großer dunkler Raum mit einfachen schwarzen Duschköpfen. Hier wurden Menschen und Kinder ohne ihr Wissen umgebracht. Meine Gedanken kreisten umher, wie kann man Menschen, selbst Kindern, nur so etwas Schreckliches  antun. Es ging weiter zum nächsten Raum, hier sahen wir die Krematorien, diese waren keine 2 Meter von mir entfernt. Der Gedanke, dass zahlreiche Menschen verbrannt wurden, ließ mich schlecht werden. Wir liefen wieder nach draußen. Den erste Teil von Auschwitz hatten wir hinter uns. Circa 5 Min. von dem KZ entfernt gab es ein weiteres Lager.

Die Gaskammer

Krematorium „Doppelmuffelofen“

Das weitere Konzentrationslager (Auschwitz II)

Wir liefen auf das Lager zu. Es war sehr groß und frei stehend. Das Lager befand sich in der Stadt Oświęcim. Dieses lag an einem günstigen Eisenbahnknotenpunkt im Osten für Nazis. Hier kreuzten sich die südlichen Bahnlinien aus Prag und Wien mit denen aus Berlin, Warschau und den Industriegebieten Schlesiens. Ich schaute um mich herum und sah sehr viele Bahnschienen. Die Frau erzählte uns, hier kamen zahlreiche Menschen, Männer, Frauen und Kinder mit den Zügen an und wurden anschließend in Gruppen aufgeteilt und letztendlich umgebracht. Ich erinnerte mich an dem Film zurück, an eine ganz bestimmte Szene: Frauen kamen mit ihren Kindern in einem Zug in dem KZ an. Die Türen öffneten sich, sie sahen sehr glücklich aus, denn sie ahnten nichts. Sie stiegen aus und mussten ihre Koffer direkt abgeben. Anschließend mussten sie sich in Schlangen aufteilen. Die Frau und das Kind trennten sich. Sie ahnten nichts Böses. Die eine Gruppe, in dem sich ihr Kind befand, lief mit einem Aufseher los. Sie waren der festen Überzeugung, dass sie sich wiedersahen, doch dazu ist es nie gekommen.

Es ging weiter, ich stellte fest, dass in diesem Lager nicht so viel erhalten geblieben ist, wie in dem anderen Konzentrationslager. Das Lager diente zur Zwangsarbeit und zur Vernichtung von Menschen. Dennoch erkannte ich einiges wieder, wie die langen Häuser. Dort wurden Frauen und Kinder eindeutig voneinander getrennt, sie hatten keine Chance sich zu begegnen. Sie waren auf sich alleine gestellt. Die Frau erzählte uns sehr viel, wir liefen vom einen Ereignis zum nächsten. Am Ende angekommen, war ich ehrlich gesagt sehr froh, dieses Erlebnis hinter mir zu haben, denn es fühlte sich alles sehr real an. Die Gruppe war sehr ruhig, alle mussten es Revue passieren lassen. Wir bedankten uns sehr herzlich bei der Dame, sie hatte uns sehr gut aufgeklärt. Es ging zurück zum Bus und zurück in die Jugendherberge, ein langer und aufregender Tag neigte sich dem Ende zu.

Quellen: Film Schindlers Liste 1993

https://www.google.com/search?q=auschwitz%20kz&tbm=isch&tbs=il:cl&client=firefox-b-d&hl=de&sa=X&ved=0CAAQ1vwEahcKEwio6uHAt9_xAhUAAAAAHQAAAAAQBA&biw=1903&bih=882#imgrc=40woy8oGMHow-M

https://www.google.com/search?q=auschwitz%20kz&tbm=isch&hl=de&chips=q:auschwitz%20kz%2Conline_chips:wikimedia%20commons:uem35rbyiJU%3D&tbs=il:cl&client=firefox-b-d&sa=X&ved=0CAAQ1vwEahcKEwjIvreAuN_xAhUAAAAAHQAAAAAQAg&biw=1903&bih=882#imgrc=AIP2XAJKg6l2PM