Von Anfang bis Ende – Die Frage nach dem Sinn des Lebens

Hallo zusammen. Ich bin Mathias, 21 Jahre alt und eigentlich ein ganz gewöhnlicher junger Mann, wenn nicht sogar noch ein Jugendlicher. Ich mache eine kaufmännische Ausbildung, treffe mich mit Freunden, gehe Feiern und erledige so ganz alltägliche Sachen – also Alles ganz gewöhnlich. Doch neben so vielen oberflächlichen, also gewöhnlichen Themen, mit denen man von Tag zu Tag konfrontiert wird und mit denen man sich in gesunder Kontinuität auseinanderzusetzten versucht, schlummert in mir seit geraumer Zeit ein Zweiggedanke, der sich von dem alltäglichen Mainstream-Konsum deutlich unterscheidet. Habt ihr euch aber auch schonmal die Frage gestellt: Was ist der Sinn des Lebens? Aufgewachsen und erzogen in einer religiösen Familie lag die Antwort für mich lange Zeit klar auf der Hand und bedurfte keinerlei Hinterfragung. Doch wie das so ist, entwickelt man als Teenager seinen eigenen Kopf und die scheinbar klare Antwort verblasste bei mir Stück für Stück, während sich ein neues Puzzle aus hier und da aufgeschnappten Informationsteilchen, sei es im Physikunterricht oder im Freundeskreis, zu einem neuen persönlichen Weltbild mit eigener Wertevorstellung zusammensetzte. Daraus resultierte für mich ein bis dato noch unbekanntes Problem. Ich hatte nun keine Antwort mehr. Natürlich ging für mich die Welt jetzt nicht unter. Ich lebte normal weiter und erledigte immer noch so ganz alltägliche Sachen. Doch manchmal, in so stillen Momenten, nehme ich mir die Zeit, um mich dieser Frage erneut zu stellen und mach mir dann so meine Gedanken dazu. Und einige dieser Gedanken würde ich gerne einmal mit euch teilen.

 

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Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde. Und die Erde war wüst und leer, und Finsternis lag auf der Tiefe; und der Geist Gottes schwebte über dem Wasser. Und Gott sprach: Es werde Licht! Und es ward Licht.[1]


[1] Lutherbibel (2017) 1. Moses, Kapitel 1, Vers 1-3

Für viele Menschen ist genau Das der Anfang allen Lebens. Andere sehen unser Universum in immerwährenden Zyklen des Werdens und Vergehens, in dem es weder ein Schöpfungsanfang noch eine endgültige Vernichtung geben wird.[2] Und wieder andere gehen davon aus, dass der Schöpfungsprozess nach der klassischen Idee der Creatio continua bis heute noch nicht abgeschlossen ist.[3] Mag die Diversität der Schöpfungsmythen doch noch so groß sein, so haben Alle eines gemeinsam. Sie sind der Ursprung einer Religion oder einer Glaubenslehre, die neben vielen wichtigen Funktionen auch eine Antwort auf die Frage nach dem Sinn des Lebens zu geben vermögen. Sei es die ewige Gemeinschaft mit einem transzendenten Schöpfer, in einem vollkommenen Paradies oder der Ausbruch aus einem ewigen Kreislauf der Reinkarnation. 


Doch neben all den bekannten und unbekannten, theistischen Schöpfungsmythen präferiere ich die naturwissenschaftliche Kosmologie und setze mich in einem atheistischen Rahmen mit physikalischen Prinzipien und Theorien auseinander, um an Erklärungsversuchen über die Existenz Unsereins teilzuhaben. Dazu zähle ich vor allem die Urknalltheorie, also das gemeinsame Entstehen von Materie, Raum und Zeit aus einer kausalen Singularität. Vor etwa 14 Milliarden Jahren ist unser Universum geboren, rund 10 Milliarden Jahre später formte sich unser heutiger Planet und nach einer weitere Milliarden Jahre traten die ersten Spuren von Leben, in Form bakterieller Einzeller, auf. Die nach der Entstehung progressive Veränderung des biologischen Lebens bis zum heutigen Zeitpunkt lässt sich unter dem allgemeinen Begriff der Evolutionstheorie verstehen. Aus dieser Theorie geht jedoch eine gleichwohl notwendige Tatsache hervor. Alles Anfang hat ein Ende.

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Aber wie sieht das Ende aus? Mich beschäftigt diese, der Zukunft im größten Maße betreffenden Frage vielmehr, als Theorien und Geschichten aus der Vergangenheit. Besonders zu einer Zeit, in der die allgemeine Unruhe in unserer zivilen Gesellschaft einen gewaltigen Anstieg erfuhr. Zuerst eine weltweite Pandemie, dann ein unerwarteter Krieg, quasi vor der Haustür und nicht zuletzt das wachsende Problem des anthropogenen Klimawandels sind Grund genug, sich über mögliche Weltuntergangsszenarien die einen oder anderen Gedanken zu machen.

Sollten wir es jedoch schaffen, uns nicht gegenseitig zu vernichten, so erledigt das in ein paar Milliarden Jahren unser Mutterstern. Wenn ihr Feuer erlischt, wächst sie zu einem Roten Riesen und verschluckt dabei unweigerlich unseren Heimatplaneten. Ich persönlich gehe davon aus, dass es dann niemanden mehr gibt, der dieses Spektakel beobachten wird, zumindest nicht von der Erde aus. Denn bevor es so weit ist, wird der Zeitpunkt kommen, ab dem unser Planet nicht mehr für uns bewohnbar sein wird.  Doch ich hoffe, dass jegliche Endszenarien noch in weiter Ferne liegen und sich unsere, als auch Tausende von nachkommenden Generationen darüber noch keine Sorgen bereiten müssen. An dieser Stelle ist zu erwähnen, dass ich im Allgemeinen eine recht optimistische Einstellung hab. Ich gehe nun davon aus, dass mir ein ganzes Leben zur Verfügung steht, ohne vorzeitiges Armageddon. Doch was ist denn nun der Sinn des Lebens?

Die durchschnittliche Lebenserwartung eines Mannes in Deutschland beträgt 78,6 Jahre.[4] Das heißt ich habe noch knapp dreiviertel meines Lebens vor mir. Wie anfangs erwähnt, mache ich eine kaufmännische Ausbildung. Ich stehe also am Anfang meiner Karriere und möchte später ausreichend viel Geld verdienen. Dadurch kann ich dann meine eigenen Bedürfnisse nach Maslowscher Hierarchie befriedigen. Vom Grundbedürfnis bis zum Luxusgut, vom eigenen Haus bis zur Gründung einer Familie, mir bleibt für so Vieles noch ausreichend Zeit. Doch wenn dann auch für mich der letzte Morgen angebrochen ist, auf welche Weise kann ich dann, der Sinnesfrage betreffend auf mein Leben zurückblicken? Es ist nun keine konkrete Antwort, doch ich glaube, dass für die Frage nach dem Sinn des Lebens auch Keine erforderlich ist. Denn für mich besteht der Sinn darin, zu leben. Ich möchte sagen können das Es erfüllt war. Ich möchte auf viele schöne Momente zurückblicken können, mich an gemeinsame Zeit mit Freunden und Familie erinnern, in der man zusammen gelacht und getanzt, aber auch geweint und getröstet hat. Über den Weg vom ersten Kuss bis zur ersten Liebe sprechen. Über Ängste lachen und aus Fehlern gelernt haben. Schmerzen gespürt, aber Ziele erreicht haben. Viele schöne Orte entdeckt, aber das eigene Zuhause stets wertgeschätzt haben. Und nicht zuletzt eine glückliche Familie hinterlassen, die mich für viele weitere Generationen als wertvoller Mensch in Erinnerung behält. Und ich denke, wenn all Dies erreicht ist, dann wird mein Leben auf jeden Fall einen Sinn haben. An dieser Stelle möchte ich meine Gedanken schließen und verabschiede mich mit einem Zitat, dass euch als kleine Anregung zum Nachdenke dienen kann.  


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Der Sinn des Lebens besteht nicht darin, ein erfolgreicher Mann zu sein,  sondern ein wertvoller.                                                Albert Einstein

[2] www.mdr.de; „Schöpfungsmythen der Menschheit, Hinduismus

[3] www.wikipedia.org; Theistische Evolution, Klassische Idee der Creatio continua

[4] www.destatis.de; Pressemitteilung Nr. 331 vom 9. Juli 2021