Pen-&-Paper-Rollenspiel: Meine Erfahrungen als allmächtiger Dungeon Master (2)

Ich wurde also zum Dungeon Master in meiner Pen-&-Paper Gruppe. Die Spielwelt beugt sich meiner Fantasie. Aber zuerst musste ich mir folgende Frage stellen: Wie erschaffe ich ein spaßiges Spielerlebnis und eine interessante und zusammenhängende Welt für meine Spieler?

Die Vorbereitung

Als allererstes musste ich mir natürlich eine eigene Geschichte ausdenken, da ich mich nicht an ein vorgefertigtes Abenteuer binden wollte.

Meine Geschichte dreht sich um eine Krise in der Welt, bei der viele Kinder ohne Seele geboren werden. Die Spieler versuchen aufzuklären, warum dies so ist.
Die meisten Dinge sind selbst erdacht und ein bisschen was klau ich mir immer mal wieder aus verschiedensten Videospielen.

Als nächstes war es mir wichtig, meine Spielercharaktere zu kennen, um aktiv auf diese eingehen zu können und Motivationen zu finden, damit die Gruppe überhaupt zusammenfindet. Ich verbringe definitiv zu viel Zeit mit diesem Hobby.

Okay, Zeit zu spielen! „Ihr befindet euch alle auf dem Weg nach Angbar, in einem Rastlager, in dem euch die nette Traviageweihte Ysinthe versorgt. Denn die alljährliche Angbarer Warenschau lockt euch alle aus verschiedenen Gründen dorthin“
Grundstein gelegt, Motivation gegeben.

 

Von Sitzung zu Sitzung

DM-Schirm
Dungeon-Master-Schirm

Der Aufwand einzelne Sitzungen vorzubereiten kann von Sitzung zu Sitzung komplett variieren. Kämpfe benötigen oft wenig Vorbereitungszeit. Gegnertyp, Gegneranzahl, Gegnerwerte sind meist ein Großteil von dem, was für Kämpfe benötigt wird. Ein Kampf gegen ein Rudel Wölfe kann dann aber gut und gerne mal über eine Stunde füllen, je nachdem wie die Würfel der Spieler und hinter meinem DM- Schirm fallen.
Orte und Personen hingegen brauchen teilweise Unmengen an Zeit zum Vorbereiten. Je mehr Freiheiten die Spieler haben sollen, desto mehr muss geplant werden. So bereite ich teilweise über eine Stunde Konversationen vor, die zehn Minuten am Spieltisch einnehmen.

Dementsprechend schreibe ich teilweise bis zu 8 Stunden die Woche, Um dann 3-4 Stunden zu spielen. Zu…viel…Zeit…
Hinzu kommt tatsächlich das Üben von verschiedenen Stimmlagen und Akzenten. Stellt sich raus, wenn meine Spieler ihre Charaktere spielen und ich buchstäblich den Rest der Welt, dann hab ich da mit jedem anderen Charakter vom kleinen depressiven Jungen bis zur brünstigen Großmutter ein weites Spektrum abzudecken.

 

Improvisationstheater

Ich habe also für die meisten Sitzungen alles schön vorbereitet … Als ob meine Gruppe sich je entscheiden würde, den Weg zu gehen, den ich geplant hatte. Hier beginnt der wohl coolste Teil des DM-seins: Niemand außer mir weiß, was geplant ist und was nicht. Entscheidet sich meine Gruppe plötzlich, das Haupthaus der Goldschmiedezunft in der Hauptstadt zu besuchen, gibt es da eine Führung über eine Schutzheilige der Stadt, die zu Lebzeiten Goldschmiede war und über die ich zufällig im Zuge der Nachforschungen zur aktuellen Story gelesen habe. Fakt ist: oft ist mehr als 50% meiner Vorbereitung eh für’n Arsch, weil die Gruppe sich sowieso nicht an das „Drehbuch“ hält. Dennoch ist gerade das immer wieder eine Herausforderung, der ich mich gerne stelle. Solange meine Spieler nicht merken, dass ich mir die Story gerade aus den Fingern sauge, sehe ich das als Erfolg.

 

Spielerfokus

Das wichtigste ist aber immer, dass meine Spieler Spaß haben. So versuche ich jedem Spieler-Charakter immer mal wieder die Chance zu geben, im Mittelpunkt zu stehen. Dem zugehörigen Spieler gibt das ein Gefühl, etwas erreicht zu haben. Zum Beispiel, wenn die Ärztin den Bewusstlosen auf dem Altar wecken und in Sicherheit bringen kann, während der Soldat einen angreifenden Rattenkönig zurück hält, um dafür Zeit zu schaffen.

Auch kann ich gezielt Situationen erzeugen, in denen ein bestimmter Spieler-Charakter gefordert ist. Dadurch kann ich rollenspielschwache und neue Spieler dazu bringen sich zu beteiligen und sich langsam an das Rollenspiel am Spieltisch zu gewöhnen. Denn aktive Spieler haben eigentlich immer mehr Spaß, als solche, die sich nur mitziehen lassen.

Es lohnt sich!

Obwohl ich als DM eine unverhältnismäßige Arbeit in das Entwickeln und Ausgestalten meiner Welt und ihrer Charaktere stecke, würde ich es auf keinen Fall missen wollen. Es macht mir unendlich viel Spaß all diese Rollen zu spielen und zu sehen, wie meine Spieler sich über meine Welt und ihre Details freuen und den Drang haben, all ihre Geheimnisse zu entdecken. Hinzu kommen hunderte lustiger Geschichten, die ich gerne und viel erzähle und mit denen ich schon mehr als eine Person angefixt habe auch P&P spielen zu wollen. Wer weiß, vielleicht verfasse ich ja mal einen Blog, in dem ich all diese Geschichten ausformuliere.