Pen-&-Paper-Rollenspiel: Mein Weg zum Dungeon Master (1)

Was ist Pen-&-Paper?

Pen-&-Paper-Rollenspiele wie Dungeons und Dragons (D&D) oder auch Das Schwarze Auge (DSA) sind wohl der Höhepunkt des Nerd-Seins. „Lass‘ doch mal ein Fantasy-Rollenspiel spielen, aber nicht mit einem PC oder sonstigen elektronischen Unterhaltungsgeräten.“

Auch nicht mit einem vorgefertigten Brettspiel, sondern mit Würfel, Stift & Papier (P&P) und natürlich einer Menge Fantasie!

Ich persönlich spiele seit ca. 9 Jahren DSA, ein deutsches P&P. (Für Kenner: DSA 4.1) P&P-Rollenspiele sind eigentlich nichts weiter als eine Ansammlung von Regelwerken, Regionalbeschreibungen, Spielhilfen, und auch vorgefertigten Abenteuern. Alles festgehalten in einer Menge Büchern. Mithilfe dieser erstellt man Charaktere und spielt dann mit einer Gruppe in einer vom Dungeon Master geleiteten Kampagne.

Mein Weg zum Dungeon Master

Bis vor kurzem spielte ich in einer Gruppe zum Beispiel einen Halbelfenkämpfer. Insgesamt der sechste Charakter, den ich in diesen 9 Jahren gespielt habe.

Ich habe mir, um diesen Charakter effektiv nutzen zu können, all seine Fähigkeiten zusammengestellt und alles zu diesen gelernt.
Das klingt zwar gar nicht so schwierig, aber die Regelwerke zu DSA sind komplexer als man denkt. Ein Beispiel:

Ich möchte jetzt also mit meinem Halbelfenkämpfer möglichst viel Schaden mit nur einem Angriff anrichten.
Ignoriere diesen Absatz, in dem ich beschreibe, wie ich dies erreichen kann, wenn du auch an seiner Länge begreifst, dass das eine ganz schön komplizierte Angelegenheit ist:
Ich muss auf jeden Fall das meinem Halbelfen bekannte Manöver Sturmangriff mit seinem elfischen Jagdspieß (Fancy Speer) ausführen, wie der genau funktioniert kann ich auf Seite 64 in dem Buch „Wege des Schwertes“ (WdS) nachschauen. Sturmangriff in einfach: Angriffswurf wird um 4 Punkte erschwert und der Schaden des Angriffs steigt um 4 und um die halbe GS (Geschwindigkeit) des Charakters. Auf Seite 21 des Buchs „Wege der Helden“ (WdH) kann ich nachlesen, dass die GS 8 ist bei meinem GE (Gewandtheits)-Wert von 15, -1 weil ich natürlich weiß, dass meine Pelzweste mir einen Abzug von 1 gibt, da sie eine Behinderung von 1 hat, weil mir dies die Tabelle auf Seite 145 in WdS verrät. Die Hälfte von 7, aufgerundet, ist also 4. Meinen Standard-Angriffswert kann ich mir aus meinen Grundwerten errechnen, er liegt bei 16. 16 – 4 = 12. Mein Fancy Speer macht 6 Trefferpunkte (TP) Schaden + das Ergebnis eines Wurfs mit einem sechsseitigen Würfel (1W6), dies weiß ich, weil es in der Tabelle der Waffen auf Seite 125 in WdS steht. 6 + 4 + 4 = 14 + 1W6. Also richte ich so einen Schaden von 15 bis 20 an. Schönes Ergebnis, aber warte, der Absatz geht ja noch eine ganze Weile. Du kannst dir also denken, da kommt noch was, denn die Elfen haben ja auch noch Zauber. Elfenkämpfer speziell haben Zauber, die sie in irgendeiner Form stärken, so genannte „Buffs“. Als ich meinen GS gesucht habe, konnte ich feststellen, dass ab einem GE-Wert von 16 die GS auf 9 steigt. Ich beherrsche den Zauber Attributo, der meinen Wert je nachdem, wie meine Probe auf diesen Zauber ausfällt, bis zu 3 steigern kann. Zauberprobe: Jeder Zauber hat einen Wert basierend darauf, wie gut der Zauberer diesen Zauber beherrscht, die so genannten Zauberfertigkeitspunkte (ZfP). Hier wäre dies 14. Dann muss bei jedem Zauber auf 3 Grundwerte gewürfelt werden. Hier KL (Klugheit), CH (Charisma) und GE (Gewandtheit). All das zum Zauber Attributo finde ich im Buch Liber Cantiones Deluxe (LCD) auf Seite 30. Die besagten Werte sind bei meinem Halbelfen 12 (KL), 12 (CH) und 15 (GE). Aber warte, auf Seite 8 in LCD steht, dass ich, da mein Halbelf in elfischer Repräsentation zaubert, ja einmal pro Zauberprobe den KL-Wert durch den IN-Wert austauschen kann, der 15 ist. Also sieht die Probe wie folgt aus: 15/12/15. Nun würfel ich drei Mal mit meinem 20-seitigen Würfel (W20) und versuche die Werte der Reihenfolge nach zu unterwürfeln. Also beim ersten z.B. 15 oder niedriger. Wann auch immer ich über dem Wert lande, kann ich aus den 14 ZfP Ausgleich schaffen. Die übrig gebliebenen Zauberfertigkeitspunkte (ZfP*) entscheiden, wie hoch mein GE-Wert steigt, in dem man auf die GE einen Wert von ZfP*/3 rechnet. Da ich nur einen Punkt, auch GE, brauche, sollte das Ganze in fast 100% der Fälle funktionieren. So jetzt haben wir einen GS von 8. Also macht mein Sturmangriff die Hälfte von 8 …… wir sind immer noch bei +4 Schaden …. Fuck. Zeit für den Zauber Axxeleratus Blitzgeschwind, den ich mit 7 ZfP beherrsche. Seite 36 in LCD beschreibt den Zauber und alles, was damit zusammenhängt. Zauberprobe: KL/GE/KO in elfischer Repräsentation also IN/GE/KO => 15/15/12. Schaffe ich diesen Zauber, wird mein GS verdoppelt!! 16 GS macht 8 extra Schaden. Hinzu kommt ein netter Bonus von 2 auf meinen Angriffswert, 12 + 2 = 14. Diesen Wert muss ich nun mit einem W20 unterwürfeln, damit mein Angriff gelingt. Dieser macht schlussendlich also Schaden in Höhe von 19 bis 24 Trefferpunkten (6 + 4 + 8 = 18 + 1W6).

… Es gäbe noch ein paar Kleinigkeiten, um noch höheren Schaden anzurichten (Pelzmantel ausziehen + ein weiterer Zauber + Wuchtschlag-Bonus = nochmal 6 Punkte Schaden mehr + Kritischer Treffer bei gewürfelter 1), aber sind wir doch mal ehrlich, der Aufwand war schon nach den ersten paar Sätzen ein bisschen übertrieben. Und das ist nur ein kleiner Teil der Fähigkeiten dieses Charakters …

Hier mal ein Bild der ersten Seite meiner Charaktermappe, die eine Übersicht über die Werte gibt. Dieser Seite folgen 22 doppelseitig bedruckte Blätter mit Zaubern, Fähigkeiten und Hintergrundgeschichte. Die Charaktererstellung hat mich nur mal eben den Großteil von 2 Wochen gekostet.

Nach 9 Jahren Spielerfahrung liegen mir all diese Regeln und noch viele, viele mehr im Blut. Und wenn ich mal was nicht weiß, weiß ich normalerweise, wo ich nachschlagen kann.
Ich habe das Gefühl, ich verbringe zu viel Zeit mit diesem Hobby.

Zusätzlich geht es im P&P-Rollenspiel aber auch ums Rollenspiel … Schocker, ich weiß.
Da ich in meiner DSA-Zeit mehrere Charaktere gespielt habe, weiß ich schon seit Langem, wie ich verschiedenste Wesenszüge überzeugend darstellen kann.
Also hab ich mich vor ca. 3 Jahren mit all meinen Erfahrungen und all meinem (unnützen) Wissen an die wichtigste und schwierigste Rolle in einer P&P Gruppe gewagt: den Dungeon Master (DM). Denn eine Gruppe zu haben, nützt einem gar nichts, wenn niemand Spielleiter ist. Die gesamte Welt des Spiels entsteht in den Beschreibungen des DMs, er ist der allmächtige Gott der Spielwelt.

Das Leben als DM ist arbeitsintensiv, aber belohnend. Mehr dazu wirst du in meiner Fortsetzung dieses Blogs finden, der sich mit meinen Erfahrungen befasst.