Die K.I. ist der Kreativität ihr Tod!
Die K.I. ist der Kreativität ihr Tod!
Sätze wie diese werden durch Einsatz von künstlichen Intelligenzen und der damit verbunden Rechtschreib- und Grammatikkorrekturen bald der Vergangenheit angehören bzw. sollten es eigentlich schon. „GPT“ oder auch „ChatGPT“ erweitert bereits den Wortschatz vieler, gerade jüngerer, Menschen. GPT steht dabei für „Generative Pre-trained Transformer“ und ist in der Lage, natürliche Sprache zu „verstehen“ und auch auf diese zu antworten. Eine andere K.I., „Midjourney“, hat mit einem generierten Bild („Théâtre D’opéra Spatial“) einen lokalen Kunstwettbewerb gewonnen. So stellt sich die Frage, ob Computersysteme den Menschen nun auch in puncto Kreativität einholen wird oder dies bereits geschehen ist.
Meine erste Begegnung mit GPT
Die Freude hatte ich das erste Mal im Deutschunterricht. Ich saß angestrengt und lustlos im aufsichtslosen Deutschunterricht. Die Aufgabe: „Definieren Sie das Wort Authentizität mit eigenen Worten“. Ich nahm mir ein paar Minuten, strengte widerwillig mein Gehirn an und brachte etwas zu Papier – „Gar nicht schlecht“ dachte ich mir. Ich neigte meinen Kopf wieder nach oben und beobachtete einen Mitschüler dabei, wie er die Aufgabe an eine K.I. delegierte. Auf dessen Bildschirm sah ich, wie besagte K.I. in Echtzeit einen offenbar eigenen Text verfasst. Mein Interesse war geweckt, ich lief zu besagtem Mitschüler, las den Text und meine Schreibfertigkeiten zogen den Schwanz ein.
Bis dato schien mir der Einsatz künstlicher Intelligenzen im sprachlich-literarischen Bereich auf Korrektur von Rechtschreibung und Grammatik begrenzt. Ich war erstaunt und stellte mir einige Fragen.
Der Fragensalat
Der erste Gedanke, der mein leicht in Panik verfallendes Gehirn erreichte, war ein Klassiker.
Zukunftsängste. Was, wenn mir eine K.I., die schon jetzt in der Lage ist kleinere Programmschnipsel zu erstellen, meine Position ersetzen kann?
Screenshot von Southpark Studios (http://www.southpark.de/)
Eine Erinnerung mischte sich dazwischen – mein alter Uni-Professor schoss mir in den Kopf. Er sagte bis 2050 werden ca. 50 % der Menschen keinen Job mehr ausüben müssen und bis 2100 wird diese Zahl auf 80 % steigen. Ein kurzzeitiger Panikschub erreichte die Oberfläche, wurde aber auch gleich wieder in das Loch gestopft, aus dem er gekommen ist, da es auch dieser Professor war, der bis 2022 fehlerfreie, vollkommen autonome LKWs prognostizierte. Gerade die Stellenanzeigen für Kraftfahrer gecheckt – Ein wenig Zeit scheine ich noch zu haben. Ich beruhigte mich, doch mein Gedankenapparat produzierte weiterhin Fragestellungen. Glücklicherweise eher philosophischer Natur.
PHILosophie mit Phil
Mit eingenommener Denkerpose, figurativem Pullunder und der dazugehörigen Hornbrille verwandelte ich meinen Schädel in eine Dampfmaschine und kam zuerst auf die geniale Frage:
Was ist Kreativität?
Da ich in der Vergangenheit schon mit der Überlegenheit von Maschinen in Definitionssachen konfrontiert wurde, wende ich mich diesmal direkt an eine. ChatGPT antwortete gesprächig: die Fähigkeit, etwas Neues erschaffen zu können (gekürzt).
Sind K.I.s kreativ?
Geht man nach obiger Definition, dann lautet die Antwort ja. Zumindest für generative K.I.s, wie z.B. Midjourney. ChatGPT gesteht sich an dieser Stelle ein, nicht zu kreativen Leistungen in der Lage zu sein, da er kein generatives Model nutzt. Für die besonders interessierten: Was ist Generative AI? (computerwoche.de). Wenn man nun bedenkt, dass wir uns gerade erst am Beginn des Zeitalters der künstlichen Intelligenz befinden, scheint ein Outsourcing von kreativen Leistungen an Maschinen, bald genauso der Normalität anzugehören, wie es bereits bei Rechenleistungen der Fall ist.
Das Abrutschen in die Passivität?
Spielt es bei Kunst eine Rolle, wer der Erschaffer ist? Aus meiner Perspektive ist Kunst ein reines Konsumgut. Deshalb sollte es eigentlich keine Rolle spielen. Allerdings versuche ich mich, gerade bei abstrakter Kunst, daran, die Emotionen des Künstlers zu hinterfragen. Dieser Aspekt würde demnach wegfallen oder, wenn man weit in die Zukunft denkt, vermutlich die einzige Nische für menschliche Künstler darstellen. So würde sogar in den kreativen Berufen der Mensch als treibende Kraft wegfallen. Zieht man meinen Ex-Professor herbei, der von einer achtzigprozentigen Arbeitslosigkeit ausging, stellt man fest, dass jeden Tag 8 Stunden mehr zur Verfügung stehen. Bedeutet dies ein entspannteres, aber passiveres Leben? Die Frage lässt sich offensichtlich nur durch Vermutungen beantworten. Deshalb seid ihr jetzt dran. Ich finde, ich habe genug geschrieben.