Die Fashion Aesthetics der 2020er
Wenn man in den letzten zwei Jahren im Internet nach Inspiration für neue Kleidung gesucht hat, wird man sicherlich auf den Begriff „Fashion Aesthetic“ getroffen sein. Meist versteckt in einem Hashtag, unter einem Bild auf Instagram oder in einem kurzen Video auf TikTok.
Was ist ein Aesthetic?
Ins Deutsche übersetzt würden wir über eine gewisse „Mode-Ästhetik“ sprechen. Im normalen Sprachgebrauch verstehen wir unter dem Wort „ästhetisch“ etwas Stillvolles. Etwas, was das Auge wirklich anspricht und eine gewisse Emotion auslöst. Und genau diese Emotion suchen wir Menschen, wenn wir uns mit unserer eigenen Kleidung beschäftigen. Denn Mode ist auch ein Prozess des Suchens und ein Prozess der Auswahl. Wir möchten, dass unsere Kleidungsstücke verständlich zusammenarbeiten und eine bestimmte Stimmung wiedergeben. Kleidung ist ein wichtiges Instrument, um Statements zu machen oder die eigene Persönlichkeit widerzuspiegeln. Sie soll eine intentionelle Aufmerksamkeit auf sich ziehen, gewisse Menschen anlocken und andere abhalten.
Wo findet man Aesthetics?
Wenn man sich tiefergehend mit „Fashion Aesthetics“ auf Social Media auseinandersetzt, wird man auf den Begriff „Fashion Core“ treffen. Übersetzt bedeutet dies „Mode Kern“ und genau darum handelt es sich auch. „Fashion Cores“ existieren als eine Unterkategorie von „Fashion Aesthetics“. Es gibt eine unendliche Anzahl an verschiedenen ästhetischen Subgenres. Seit der stetig steigenden Popularität der Social-Media Plattform TikTok, treffen sich die verschiedenen „Fashion Cores“ dort in allen Ecken. Social-Media-Plattformen wie TikTok, Instagram und Tumblr werden hierbei von den Anhängern verschiedener „Fashion Aesthetics“ genutzt, um ihre Art von Kleidungstil miteinander zu teilen. Hierzu werden Bilder, Videos, Musik oder auch sogenannte „Moodboards“ ausgetauscht.
Trends während der Pandemie
Die Menschen werden nicht mehr so stark von regionalen Trends beeinflusst, sondern nutzen das Internet, um sich inspirieren zu lassen und einzukaufen. So verbreiten sich die verschiedenen Kleidungsstile auf der ganzen Welt. Seit dem Beginn der Pandemie im Anfang des Jahres 2020 ist der prozentuale Anteil der Deutschen, die ihre Einkäufe online tätigen, statt im Geschäft, stark gestiegen. Und die Pandemie hatte nicht nur Einfluss auf unser Kaufverhalten. Denn durch die Isolation, die viele Menschen durchlitten haben, wurde auch die Kreativität und der Selbstfindungsprozess beeinflusst. Es war plötzlich ein anderer Raum für Gedanken und Fragen der Selbstfindung geöffnet worden. Und genau darauf haben die verschiedenen „Fashion Aesthetics“ des Internets eine Antwort geboten. Die Isolation hat sogar einen Raum gegeben, um sich zuhause selbst auszutesten, ohne den Blicken von anderen ausgesetzt zu werden.
Welche Arten von Aesthetics gibt es?
Heute stelle ich euch drei sehr verbreitete Subgenres dieses Begriffes vor. Angefangen mit „Cottage Core“. Wenn man den Begriff „Cottage Core“ auf Urban Dictionary sucht, wird er folgend erklärt: Cottage Core bezeichnet eine romantisierte Interpretation vom westlich, agrikulturellen Leben. Dieser Stil zentriert sich um das simple Leben in Harmonie mit der Natur. Themen, die oft mit diesem Stil assoziiert werden, sind Backen, autark leben und sich um seine Mitmenschen zu kümmern. Oft genutzte Bildelemente sind Blumen, Sommerkleider, Frösche, Pilze und Holzhütten. „Cottage Core” findet bekannterweise eine starke Resonanz in der WLW Community (Women love Women).
Ein ebenfalls weit bekanntes Beispiel ist „Dark Academia“. Dieser Stil ist inspiriert von alter und klassischer Literatur und Philosophie. Diese Art von Ästhetik behandelt Themen wie Existentialismus und Tod. Hierzu wird ein dunkleres Farbschema genutzt. Oftmals Erdtöne, Grüntöne, oder auch Farben wie Bordeaux-Rot und Creme. Beliebte Kleidungsstücke beinhalten Kombinationen aus Blazern, gestrickten Rollkragenpullovern und weiten Mänteln. Aber auch Anzugshosen mit hohen Schuhen oder Anzugschuhen. Oft genutzte Akzente sind Taschenuhren, schwarze Gürtel oder karierte Muster. Mit „Dark Academia“ werden Orte wie Buchläden und Vintage Coffee Shops assoziiert. Diese Art von „Aesthetic“ wird auch oft in Büchern genutzt. Diesen Büchern unterliegt meistens eine Kritik am statisch unveränderbaren, sozialen Leben. Der Schwerpunkt liegt hierbei auf Schülern, welche egal wie viel sie lernen, nie vorbereitet sind auf die Realität des Lebens.
Der letzte Begriff den ich heute vorstelle ist „Y2K“. Dieser Stil war besonders beliebt von 1997 bis 2007. Er erlangt momentan wieder einen großen Boom durch die HBO Serie „Euphoria“ aus dem Jahr 2019. Diese Show erlangte für Heidi Bivens Costume Design zwei Emmy Nominationen. Ihr Design ist stark beeinflusst durch 90er und Y2K Elemente. Hierzu gehören zum Beispiel die Wide-Leg Jeans, Crop-Tops und Cut-Outs. Mit dieser Art von „Fashion Aesthetic“ werden oftmals Prominente wie Britney Spears, Destinys Child, Paris Hilton oder Lindsey Lohan in Verbindung gebracht.
Fast Fashion
Doch bei dieser schnellen Entwicklung der Fashion Industrie spielt auch wieder der Begriff „Fast Fashion“ eine Rolle. Bevor ihr euch Klamotten im Internet oder im Großhandeln kauft, um einem dieser Mode Stile mit anzugehören, solltet ihr dies immer im Auge behalten. „Fast Fashion“ bezeichnet eine Produktionsweise von Kleidung, die sich durch ihre schnelle Reaktion auf den Markt und dessen neue Modetrends auszeichnet. Diese Kleidung ist preisgünstig, aber auch von geringer Qualität. Teilweise werden nur vier Wochen benötigt vom Erstellen des Designs bis zum Verkauf im Handel. Und hierzu werden die Arbeitskräfte ausgenutzt. Niedrige Löhne, gefährliche Arbeitsbedingungen und vielleicht sogar Kinderarbeit. Nicht zu vergessen der Chemikalieneinsatz und der Wasserverbrauch, welche eine enorme Auswirkung auf unsere Umwelt haben.
Wie solltest du shoppen?
Also was kann man tun? Kaufe Kleidung aus recycelten Materialen, welche fair und umweltfreundlich produziert wurden. Halte dich an dem Wertesystem der „Slow Fashion“ fest. Das heißt kaufe Kleidung mit zeitlosen Designs, vergiss die Weg-Werf-Mentalität und konsumiere bewusster. Kaufe Second-Hand-Kleidung, zum Beispiel beim Kleiderzirkel. Diese kann durch „Up-Cycling“ transformiert werden. Tausche Kleidungsstücke mit deinen Freunden. Es gibt sogar Leih-Service für Kleidung. Repariere und pflege deine eigenen Klamotten. Achte beim Kauf neuer Kleidung auf Qualitätssiegel, wie zum Beispiel den Grünen Knopf. Aber beachte ebenfalls das manche Händler ihre Kleidung „green-washen“. Das heißt sie versuchen ein Image zu erhalten, welches suggeriert, dass sie umweltfreundlich sind, aber sich nicht an die operativen Maßnahmen dafür halten.
Und behalte immer im Kopf: Qualität statt Quantität.
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