Corona stellt alles auf den Kopf – auch die Arbeit im Verlag
ein Beitrag zum Blog-Wettbewerb der BBS Haarentor von Jona Snater
„Es ist zwar vieles anders, aber eben nicht nur schlechter.“
Die Corona-Pandemie hat nicht nur die gesamte Weltwirtschaft auf Trab gebracht, sondern auch in den lokalen und vermeintlich kleineren Unternehmen für ordentlich frischen Wind gesorgt. Das dieser nicht nur positiv für die Belegschaft gewesen ist, erklärt sich von selbst. Allerdings, so Patrick van Hove, Redakteur der Emder Zeitung, in einem Interview, hat Corona auch gewisse Vorzüge, die viele vorher im normalen Arbeitsalltag gar nicht auf dem Schirm hatten.
Jona: „Wie hat sich für dich ganz persönlich die Arbeit verändert, seitdem durch Corona eine ganze Menge neue Auflagen gekommen sind?“
Patrick: „Viele Arbeitsabläufe, die zuvor klar strukturiert waren, brauchten nun eine gewisse Zeit, um angepasst zu werden. Beispielsweise waren Treffen mit unseren potenziellen „Geschichten-Erzählern“ beziehungsweise Kontaktpersonen gar nicht mehr möglich. Gerade die ersten Wochen waren deswegen besonders schwierig für mich. Aber ich denke, dass es unseren Kollegen da nicht anders erging.“
Jona: „Wie genau muss ich mir das nun vorstellen? Leider war ich ja noch nicht während meiner Ausbildung in der Redaktion. Was genau hat sich da verändert?“
Patrick: „Dann wird es aber Zeit, dass du hochkommst. Naja, ich persönlich nenne sie mittlerweile eine Art Benimmregeln – Spielregeln wäre sicher auch ein netter Begriff. Es ist eben nicht mehr so, dass wir auf einen Termin fahren, die Hand geben, uns vielleicht sogar in den Arm nehmen. Alle sind etwas sensibilisierter in dem, was sie tun. Geben mehr Acht auf sich und ihre Mitmenschen. Das ist auf der einen Seite sehr schön zu sehen, weil gerade das oft auf der Strecke bleibt. Aber in erster Linie macht es unser Arbeiten eben auch ein wenig komplizierter. Gerade die vermeintliche Distanz zwischen einem in dem Moment noch fremden Menschen und einem selbst bröckelt so ein wenig langsamer als gewohnt.“
Jona: „Das klingt nach einer ziemlichen Umstellung. Gerade im Sportbereich, wo du ja tätig bist, gehört das ja quasi zum guten Ton, dass man sich die Hand gibt, oder nicht?“
Patrick: „Mittlerweile haben wir unsere Trainer, Spieler etc. schon so weit, dass wir uns vielleicht mal die Faust geben. Ansonsten bleiben wir natürlich den Vorschriften gemäß beim Ellenbogen oder dem Abklatschen der Füße. Das sieht zwar meiner Meinung nach hier und da ein wenig albern aus, aber erfüllt seinen Zweck.“
Jona: „Wenn Du jetzt von ‚wir‘ sprichst, möchtest du damit sagen, dass jedes einzelne Ressort so ein wenig für sich schaut, wie es die Vorschriften in Bezug auf Corona umsetzt?“
Patrick: „Nein, wir ziehen da logischerweise in der Redaktion an einem Strang. Allerdings wäre es irgendwo unsinnig, wenn wir nicht unsere eigenen ‚Kunden‘ sensibilisieren würden. Das geht natürlich auch über Hinweise in der Zeitung oder die sozialen Medien, aber gerade in Ostfriesland wird noch viel Wert auf persönliche Gespräche und das direkte Miteinander gelegt. Und ehrlich gesagt, ist das auch einfach schöner und angenehmer – für alle Beteiligten.“
Jona: „Habt Ihr denn für Euch auch irgendwelche Tabus beschlossen? Dinge, die ihr während Corona komplett meidet bezogen auf die tägliche Arbeit.“
Patrick: „Es gibt jetzt keine Bibel, an die wir uns halten oder die wir extra zur Corona-Zeit entwickelt haben. Vieles im Alltag und damit auch in unserer Arbeit lässt sich mit Menschenverstand lösen. Wenn ich weiß, dass ich einen Termin bei einem Trainer oder Spieler einer Alt Herren-Mannschaft habe, oder zu Vereinsikonen eingeladen bin, die schon ein gewisses Alter erreicht haben, denke ich, dass es zum guten Ton gehört, dort erst mit einem Mundschutz aufzutreten. Sind dann Abstand und auch das Okay des Interview-Partners gegeben, kann sie immer noch abgenommen werden. Für uns sind es wenige Sekunden Extra-Aufwand, für sie eine potenzielle Gefahr.“
Jona: „Gibt es denn möglicherweise auch Dinge, die sich vielleicht positiv entwickelt haben?“
Patrick: „Natürlich ist nicht alles nur negativ. Es ist zwar vieles anders, aber eben nicht nur schlechter. Dadurch, dass wir gerade die Anfangszeit allesamt im Home-Office verbringen mussten, war halt sehr schnell zu erkennen, dass auch das eine Option für die Zukunft sein kann. Beispielsweise, wenn wir einen Vater oder eine Mutter in der Redaktion haben, sollte das Modell Home-Office sicher dafür in Betracht gezogen werden. Außerdem finde ich persönlich, dass wir als Redaktion auch mehr zusammengewachsen sind. Zwar gab es hier und da auch kleine Dispute. Die schiebe ich allerdings auch auf den entstandenen Stress durch die Umstrukturierung. Und was natürlich nicht unterschlagen werden sollte ist, dass das Arbeiten im Garten bei Vogelgezwitscher und 25 Grad durchaus auch seine Vorzüge hat, gegenüber dem Büro, in dem alle zwei Minuten irgendwo ein Telefon klingelt.“
Jona: „Wie lief es ab, als ihr vom Corona-Einfluss auf die Arbeit erfahren habt? Nach dem Motto: „Sachen zusammen und schnell raus!“, oder war das entspannter?
Patrick: „Wir hatten das vermeintliche Glück im Unglück. Dadurch, dass ein Kollege aus dem Italien-Urlaub zurückkehrte und in Quarantäne musste, hatten wir ein wenig Vorlaufzeit, um die Strategien zu entwickeln. Die Technik hat uns dann mit den benötigten Geräten wie Bildschirmen, Laptops ausgestattet und ab dann ging es nach Hause. Aber das war bei euch im Vertrieb ja ähnlich.“
Fazit
Die Corona-Pandemie hält weiter Einzug in die Weltwirtschaft. Davon ausgenommen sind auch vermeintlich kleine und lokale Unternehmen wie die Emder Zeitung nicht. Arbeitsabläufe und verschiedene Konferenzmodelle müssen angepasst werden, um das Erscheinen der Zeitung auch weiterhin zu gewährleisten. Allerdings, so van Hove, hat die Pandemie nicht nur negativen Einfluss auf die Arbeit – in diesem Fall in der Redaktion. Denn dadurch, dass das Verlagshaus viel improvisieren muss, haben sich auch neue Arbeitsabläufe und -rhythmen gebildet. Beispielsweise werden die Konferenzen der Redaktion mittlerweile online über eine extra Plattform geführt. Auch Außentermine und Themenwahl haben ein kleines Lift-Up bekommen.
Viele Themen, die zuvor behandelt und besetzt wurden, aber eigentlich durch das interne Raster der Redaktion fielen, finden nun gar nicht mehr statt. Das sorgt zum einen dafür, dass die Redakteure mehr Zeit für größere Geschichten wie Reportagen haben. Außerdem steigert sich so auch die Qualität der einzelnen Geschichten auf den Seiten. Der Corona-Einfluss ist und bleibt präsent. Allerdings lernen die Unternehmen Tag für Tag dazu und versuchen, ihre Arbeit den Umständen anzupassen. Das führt in vielen Momenten zu Problemen und ungewohnten Neuerungen, die nicht bei allen Kollegen immer nur auf positive Resonanz stoßen. Nach einiger Zeit spielen sich aber auch Systeme ein, die den Arbeitsalltag vereinfachen. Streng genommen lässt sich dieses Schlusswort auch auf andere Firmen und Betriebe ummünzen. Corona ist mittlerweile viel mehr eine Chance für Unternehmen, ihre Arbeit komplett zu überdenken und neue Dinge anzustoßen.